Wer zu Dennis Lehane greift, kann nichts falsch machen. Der knapp 50-jährige US-Amerikaner versorgt seine Leser zuverlässig mit Spitzenkrimis, an denen es (fast) nichts zu nörgeln gibt. Das gilt auch für „Am Ende einer Welt“, den zweiten Joe-Coughlin-Roman.

Lokales: Hans Jörg Wangner (hwe)

Stuttgart - Joe Coughlin ist ein gefragter Mann. Einst Mafia-Boss mit beträchtlichem Gewaltpotenzial, ist er jetzt ein erfolgreicher friedlicher Geschäftsmann in Tampa, Florida, der durchaus Sinn für Wohltätigkeitsveranstaltungen hat. Seine dunkle Vergangenheit ist offiziell kein Thema, doch sie ist Dreh- und Angelpunkt seines Erfolgs: Coughlin fungiert gewissermaßen als Kontaktmann zwischen Ober- und Unterwelt, zu allseitigem Nutzen, versteht sich. So können beide Seiten in Ruhe ihren Geschäften nachgehen und ihren Wohlstand mehren, wie Dennis Lehane in dem Roman „Am Ende einer Welt“ sehr anschaulich schildert.

 

Tipp von einer Mörderin

Umso fassungsloser ist Coughlin, als er von einer inhaftierten Berufskillerin erfährt, dass ein Anschlag auf sein Leben geplant sei. Schon in kurzer Zeit, am nächsten Aschermittwoch, soll er getötet werden. Nach anfänglichem Zögern schenkt Coughlin der Mörderin Glauben und beginnt unter Hochdruck, einen Ausweg zu suchen.

Wie schon in seinem Roman „In der Nacht“ schildert Lehane atmosphärisch sehr dicht die Strukturen einer mafiösen Gesellschaft, diese mörderische Arithmetik, in der Menschenleben umgehend miteinander verrechnet werden. Lehane ist ein Meister darin, die meteorologische Hitze Floridas auf seine Figuren zu übertragen - als wäre das feuchtheiße Klima Katalysator, wenn nicht Auslöser von exzessiver Gewalt.

Wiederkehrende Halluzinationen

Immer drängender wird so die Frage, wer hinter dem Mordkomplott steckt, immer grusliger werden die Figuren, die möglicherweise etwas damit zu tun haben. Und so sind es am Ende – wie schon im Vorgänger-Roman die Sache mit der Luxusuhr – nur Nebensächlichkeiten, die das Bild etwas trüben: Coughlins immer wiederkehrende Halluzinationen zum einen und zum andern das überstrapazierte Bild des Alleinerziehenden, der im Fall des Todes um das Wohl seines Kindes bangt. Sei es drum.

Dennis Lehane: Am Ende einer Welt. Roman. Aus dem Amerikanischen von Steffen Jacobs. Diogenes Verlag. 400 Seiten, 24 Euro, auch als E-Book