Kraftlos, depressiv, erschöpft: Was tun, wenn das Tief nicht mehr abzieht und man Hilfe braucht? Das Studierendenwerk Stuttgart bietet psychotherapeutische Beratung an.

Stuttgart - Kraftlos, erschöpft, mit dem Rücken zur Wand. Was tun, wenn das Tief nicht mehr abzieht? Viele Studenten suchen sich dann Hilfe bei psychologischen Beratungsstellen. Das Studierendenwerk Stuttgart bietet ebenfalls eine psychotherapeutische Beratung an.

 

Diplompsychologin Petra Kucher-Sturm, die dort zusammen mit ihrem Mann, ebenfalls Diplompsychologe, arbeitet, beobachtet die Entwicklung der immer mehr bekannt werdenden Überlastungs- und Depressionsfälle ebenfalls: „Ratsuchende, die unter Überlastung leiden, gab es immer schon. Allerdings kontaktieren uns heute mehr Ratsuchende als früher. Das könnte daran liegen, dass die Studierenden sich jetzt eher trauen, zu uns zu kommen.“

Sie ist für insgesamt 58.000 Studierende zuständig – begonnen hat das Studierendenwerk mit 18.000. Die Nachfrage nach persönlicher Beratung wächst. Im Jahr 2012 wurden 672 Ratsuchende betreut. Aber nicht nur Studierende brauchen Hilfe – auch Eltern und Dozenten wenden sich an die psychotherapeutische Beratungsstelle. Die Ratsuchenden kommen hauptsächlich wegen Arbeits- und Lernstörungen, Prüfungsängsten, depressiven Verstimmungen und Fragen zur Stressbewältigung. „Es gibt viele Studierende, die wegen Erschöpfung zu uns kommen. Häufig leiden erschöpfte Ratsuchende auch an depressiven Verstimmungen“, erklärt Kucher-Sturm.

Depressionen – was ist das?

Die Ursachen des Krankheitsbildes sind noch nicht genau geklärt. Hervorgerufen werden Depressionen durch ein Ungleichgewicht der Botenstoffe im Gehirn. Zudem können Depressionen familiär auftreten, durch Traumata hervorgerufen werden oder sich durch chronische Überlastung zeigen. Die Folgen sind gedrückte Stimmung, Konzentrationsschwierigkeiten oder ein mangelndes Selbstbewusstsein. Die Betroffenen verhalten sich gehemmt, sind schnell erschöpft oder haben sogar Angstzustände. Die Diagnose zu Depressionen ist schwierig.

Das liegt auch daran, dass nur jeder zweite mit seinen Problemen zum Arzt oder zur Beratungsstelle geht. Auch viele Studierende hoffen darauf, dass das Tief von allein wieder abzieht. „Es ist schade. Denn mit professioneller Hilfe geht es oftmals viel schneller“, sagt Petra Kucher-Sturm. Deshalb wird das Beratungsangebot des Studierendenwerks Stuttgart so niedrigschwellig wie möglich gehalten, um den Studierenden die Hürde zu nehmen. Es ist ratsam, sich frühzeitig helfen zu lassen, bevor sich depressive Verstimmungen oder Überlastungsgefühle verfestigen.

Zusatzangebot „Effektiver Lernen“

Neben Gesprächen bietet die psychotherapeutische Beratung auch das Seminar „Effektiver Lernen“ einmal pro Semester an. Die Studierenden können sich hier zu Themen wie Lernstrategien, Gedächtnisprozessen, effizientes Lesen und Mind-Mapping informieren. Sie lernen, ihr Zeitmanagement und ihre Motivation zu optimieren. Für Petra Kucher-Sturm ist es wichtig, Routinen aufzubrechen. „Wir überlegen uns dann gemeinsam mit den Seminarteilnehmern, welche Punkte möglicherweise aus dem Arbeitsplan gestrichen werden können.“

Es sei wichtig, dass sich die Studierenden erst bewusst machten, wie früh sie mit dem Lernen anfangen müssten, um das Pensum stressfrei und nachhaltig umsetzen zu können. Sie müssten sich auch etwas Freizeit eingestehen. „Wir Menschen brauchen immer auch ein gewisses Maß an Freizeit. Wenn wir uns diese nicht gönnen, werden wir irgendwann einmal keine Motivation mehr zum Studieren oder Arbeiten haben“, erklärt Petra Kucher-Sturm.

Heutzutage, wo Depressionen kein gesellschaftliches Tabu-Thema mehr sind, dürfen wir nicht wegschauen und hoffen, dass diese Tiefs von selbst wieder verschwinden. Sich Hilfe eingestehen, sich Freizeit gönnen, sein Arbeitspensum gut einteilen und auch auf sein Umfeld achten: das alles kann dabei helfen, dass das Studium doch die schönste Zeit im Leben wird.

Dieser Text ist im Rahmen eines Projekts zum Thema "Studieren in Stuttgart" in Zusammenarbeit mit der Macromedia-Hochschule in Stuttgart entstanden. Alle Beiträge der Journalistik-Studenten gibt es auf unserer Themenseite.