Heute verhält sich das ganz anders. Im Kloster ist ein Roland-Kappel-Museum eingerichtet worden. Unter anderem auch auf Initiative von Axel Klöss-Fleischmann, dem Leiter des „Atelier 5“ in Mariaberg. Zwanzig Künstler mit psychischer und geistiger Behinderung kommen dort regelmäßig zusammen, um mit der Unterstützung des Künstlers und Kunsttherapeuten unterschiedliche Materialien auszuprobieren. Roland Kappel ist immer dabei und steht pünktlich um 9 Uhr vor der Tür des ehemaligen Pförtnerhauses. Wenn er nicht wie heute aufgehalten wurde.

 

Ganze zwei Stunden später ist er nach seinem Ausflug auf die Rathaus-Baustelle dran und möchte, nein, muss darum sofort anfangen mit seiner Arbeit. Warten ist nicht sein Ding. Kappel braucht Strukturen, sein Tempo. Und manchmal auch einfach nur Ruhe. Mit schwungvollen Bewegungen zeichnet er einen Engel auf einen rot-blauen Hintergrund, verpasst ihm mit wenigen Strichen ein freundliches Lächeln und gütige Augen. Biblische Figuren und Heilige – für Roland Kappel sind sie Gottes Boten, die den Menschen auf seinen Kunst-Baustellen beistehen und damit Teil seiner Baumission darstellen.

Die Ideen sprudeln

Kaum ist das Bild fertig, sprudeln schon die nächsten Ideen aus dem Künstler heraus. Axel Klöss-Fleischmann lässt sich von ihm erklären, was er als Nächstes plant. Eine Freilichtkirche. Das Grundgerüst in der Form einer Spirale steht schon daheim im Keller, die Entwürfe sind so gut wie ausgearbeitet und das Moos für die ökologisch sinnvolle Dämmung der Wände hat er bereits gesammelt und getrocknet.

Nicht jeder bekommt solch tiefe Einblicke in die Details von Roland Kappels Baumission wie Klöss-Fleischmann. Die Beziehung der beiden ist über die Jahre gewachsen. Die Tatsache, dass er Roland Kappel in seinem Tun und Denken ernst nimmt, hat dafür gesorgt, dass der Künstler ihm vertraut. „Mir geht es nicht darum, was einen Menschen vielleicht einschränkt. Sondern darum, was er kann und welche Ideen er hat“, sagt Axel Klöss-Fleischmann. Nicht Diagnose, sondern Kunst steht für den 40-Jährigen im Vordergrund.