Wolfgang Rose ist der neue Kreisvorsitzende der Arbeiterwohlfahrt. Der 65-Jährige war bis vor einem Jahr hauptberuflich Vorsitzender des gewerkschaftsnahen Auto Clubs Europa (ACE). Er will sich für Flüchtlinge engagieren und neue Mitglieder für die Awo gewinnen.

Rems-Murr/ Ludwigsburg: Martin Tschepe (art)

Weissach im Tal - Des einen Freud, des anderen Leid  –  mit diesem Worten lässt sich das letzte Jahresquartal in seinem alten Job ganz gut beschreiben. Wolfgang Rose aus Weissach im Tal, der neue Vorsitzende des Kreisverbands der Arbeiterwohlfahrt (Awo), ist rund 13 Jahre lang hauptberuflich Vorsitzender des Auto Clubs Europa (ACE) gewesen, bis Ende März 2014. Und während seiner letzten drei Monate bei dem gewerkschaftsnahen Autoclub mit Sitz in Stuttgart war der übergroße Konkurrent ADAC wegen mehrerer Skandale in heftige Turbulenzen geraten – das hatte dem ACE viele neuen Mitglieder beschert und Wolfgang Rose einen grandiosen Abgang beim ACE eingebracht.

 

Der Mann mit dem freundlich-jugendlichen Lächeln ist jetzt seit fast genau einem Jahr im Ruhestand. Er ist 65 Jahre alt und noch fit wie der sprichwörtliche Turnschuh. Erst kürzlich ist er in den Oberweissacher Verein Sängerlust eingetreten. Wolfgang Rose geht schon immer regelmäßig joggen, fährt gerne Rad, geht im Sommer oft schwimmen im Backnanger Freibad und im Winter Skifahren in den Bergen. Was aber tun mit der neu gewonnenen Freizeit?

Seit 1969 bei der SPD und seit 1974 Mitglied bei der Awo

Der ehemalige Gewerkschaftssekretär ist seit 1969 bei der SPD und seit 1974 Mitglied bei der Awo. Eigentlich, sagt er an diesem Frühlingsnachmittag in Weissach, hatte er angeboten, sich bei der Awo-Akademie des Bezirks Württemberg einzubringen. Doch dann hat er sich breit schlagen lassen, im Kreisvorstand des im Jahr 1919 von der SPD gegründeten Wohlfahrtsverbands mitzumischen. Tja, und als dann der bisherige Vorsitzende zurückgetreten ist, hieß es: Wolfgang, bitte übernimm doch du. Seit ein paar Wochen ist der gebürtige Heidenheimer, der seit seinem 14. Lebensjahr berufstätig war, also Kreisvorsitzender.

Gleich zum Start hat Rose die Schorndorfer Erklärung präsentiert, einen Appell der Rems-Murr-Arbeiterwohlfahrt an das Land und an den Bund, den Städte und Gemeinden mehr Geld für die Unterbringung und Betreuung von Flüchtlingen bereitzustellen. Dieses Thema sei das zurzeit wohl wichtigste, sagt er. Langfristig sei es sinnvoll, in den Herkunftsländern der Asylbewerber zu helfen, aber aktuell müsse schlicht mehr in Europa getan werden. Die Menschen in Deutschland seien aufgerufen, „jeweils ihren Teil dazu beizutragen, um die Not und das Elend der Flüchtlinge abzumildern“, heißt es in dem Appell.

„Flüchtlinge dezentral auf alle Kommunen verteilen“

Mit Blick auf das kürzlich eingerichtete Quartier für Flüchtlinge in Backnang habe die Awo allerdings Zweifel, „ob Turnhallen geeignete Gebäude sind, um Flüchtlinge unterzubringen“. Die Zuflucht suchenden Menschen sollten besser „dezentral auf alle Kommunen verteilt werden“. Rose sagt, die Awo wolle ausloten, ob es im Landkreis in Zusammenarbeit mit der Diakonie, mit dem Caritasverband und mit dem Deutschen Roten Kreuz möglich ist, zusätzliche Sozialarbeiter für die Flüchtlingsarbeit zu beschäftigen. Es sei zwar super, dass sich viele Männer und Frauen ehrenamtlich engagieren wollten. Aber für die Arbeit seien auch Profis erforderlich.

Eine der wichtigsten Aufgaben im neuen Amt sei es, „die Awo zu erhalten“, sagt Wolfgang Rose. Dabei gehe es in erste Linie um die Anwerbung neuer Mitglieder. Zurzeit hat der Kreisverband rund 1300 Mitglieder. Es seien schon deutlich mehr gewesen, wie viele genau, das wisse er gar nicht. Doch mit dem Thema Mitgliederzuwachs kennt sich Rose aus seiner bisherigen Tätigkeit beim ACE ja bestens aus.