Der „Baywatch-Opa“ von Bietigheim Auch mit 92 schaut er noch nach dem Rechten

Mit Anfang 50 ist Olaf Thümmler der DLRG beigetreten. Foto: Simon Granville

Olaf Thümmler trainiert mit 92 Jahren noch immer mehrmals die Woche mit den DLRG-Senioren. Und auch ohne offiziellen Dienst hat er ein Auge auf die Schwimmer im Badepark Ellental.

Rems-Murr/ Ludwigsburg: Martin Tschepe (art)

Ein beherzter Kopfsprung ins 50-Meter-Sportbecken des Badeparks Ellental in Bietigheim. Das Wasser spritzt zu allen Seiten – und Olaf Thümmler, 92 Jahre jung, beginnt langsam und bedächtig zu schwimmen. Das macht er fast täglich. Wasser ist sein Element.

 

Wenig später sitzt der Bietigheimer „DLRG-Opa“ auf seiner Lieblingsbank oberhalb des Beckens - Überblick muss sein - und strahlt an diesem spätsommerlichen Tag mit der Sonne um die Wette. Gestatten, Thümmler: braun gebrannte Haut, ein freundliches Lächeln im Gesicht. Geboren anno 1929 in Gera, Thüringen, gelernter Buchhändler, seit Mitte der 1950er-Jahre wohnhaft in Bietigheim.

Erst mit 14 Jahren hat er das Schwimmen gelernt

Thümmler ist seit 39 Jahren Mitglied bei der Ortsgruppe Bietigheim-Bissingen der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG). Als er in den Verein eingetreten ist, war er bereits Anfang 50. Man könnte sagen: ein Spätberufener. Die meisten Lebensretter beginnen schon als Kinder oder Jugendliche bei der DLRG zu trainieren. Olaf Thümmler erzählt, dass er überhaupt erst mit 14 Jahren schwimmen gelernt habe, damals in Gera. Ewig lange her. Nach der Übersiedlung in den Westen Deutschlands sei er - ganz allein für sich - regelmäßig schwimmen gewesen. Eines Tages, das Freibad Ellental war gerade erst eröffnet, sei er von einem DLRG-Mann angesprochen worden: Er schwimme ja verdammt gut, ob er nicht mal im Training der Lebensretter vorbei kommen wolle. Und Olaf Thümmler wollte.

Viele Jahre hat der „Baywatch-Opa“ immer wieder ehrenamtlich als Lebensretter am Beckenrand gestanden, im Ellental und in Hallenbädern. Einmal habe er eine Dame vor dem Ertrinken gerettet. Seit rund 15 Jahren tauche er allerdings nicht mehr auf den Dienstplänen auf, erzählt Thümmler. Aber von seinem Lieblingsplatz oberhalb des Sportbeckens habe er immer alle Schwimmer im Blick. Sollte jemand in Not geraten, sagt er, dann werde er ganz bestimmt nicht zuschauen, sondern so schnell wie möglich ins Wasser springen. Laut Auskunft des stellvertretenden Vorsitzenden der DLRG Bietigheim-Bissingen, Thomas Schmid, macht Olaf Thümmler keine „offiziellen Dienste“ mehr. Aber er sei für sein Alter noch „sehr, sehr fit“. Dass kann man wohl sagen! Der Mann, der bald 93 Jahre alt wird, trainiert viermal die Woche mit den DLRG-Senioren im Hallenbad Bissingen und besucht dreimal wöchentlich ein Fitnessstudio. Thümmler war fünfmal deutscher DLRG-Seniorenmeister.

Das Rezept für Fitness im hohen Alter? „Mein Sport“

Immer donnerstags habe er seinen freien Nachmittag, erzählt der rüstige Rentner mit einem Augenzwinkern. Dann fahre er mit seinem Opel Corsa nach Stuttgart, gehe in der Königsstraße Kaffee trinken und „Leute beobachten“, erfreue sich an den vielen „möglichen und unmöglichen Figuren“ in der Landeshauptstadt. Thümmler lebt allein in einer großen Wohnung am Waldrand, versorgt sich komplett selbstständig, geht einmal wöchentlich im Wald direkt vor seiner Haustüre walken und einmal im Monat mit einem Kumpel aus zum Essen und Trinken.

Sein Rezept für Fitness im hohen Alter ist einfach: „mein Sport“. Auf Alkohol verzichte er nicht, trinke allerdings in Maßen, nicht in Massen. Und mit dem Rauchen habe er vor einer halben Ewigkeit aufgehört, an diesen Moment könne er sich noch erinnern wie heute: Das war am 31. Oktober 1968 um 17.45 Uhr. Anschließend habe er „drei Tage lang Bonbons gelutscht“ - damit sei das Kapitel Qualmen für immer abgeschlossen gewesen.

Im Dezember soll es noch mal ans Meer gehen

Olaf Thümmler hat kürzlich zum 45. Mal das deutsche Sportabzeichen gemacht. Geschwommen sei er übrigens schon in fast allen Weltmeeren, etwa im Indischen Ozean, in der Karibik, in der Nord- und in der Ostsee. Im Dezember will er nochmals „weit, weit weg“, egal wohin - Hauptsache ans Meer zum Schwimmen.

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