Der Biobauer Jochen Bodemer Saugut!

Jochen Bodemer produziert Schnitzel und Steaks in Bioqualität. Die Erfolgsgeschichte des Ehninger Landwirts.
Ehningen - Statt eines Namens hatte das Rind nur eine Schlachtnummer. Ein Stück von 1028 hat sich Jochen Bodemer gerade auf die Schulter gewuchtet. Hinterviertel, groß und blutig. Es ist früher Samstagmorgen, draußen ist es neblig und kühl, im Schlachthaus eisig. Bodemer hängt die Fleischkeule an einen blanken Haken. An seiner Metzgerschürze bleibt ein roter Abdruck zurück. Vor zwei Tagen stand 1028 noch bei ihm im Stall. Zwei Jahre lang hat er das Rind großgezogen.
Jochen Bodemer, 37 Jahre alt, kräftige Statur, Zehntagebart, ist Bauer. Er mästet Rinder und Schweine auf seinem Hof in Ehningen. Freitags ist Schlachttag. Deshalb steht er einen Tag später mit blutbefleckter Schürze in einem gekachelten Raum. Der gehört zum Schlachthaus in Beinberg, 30 Kilometer von seinem Hof entfernt. Er hat es für mehrere Jahre gemietet, um sein Fleisch selbst zu verarbeiten. Beim Ausladen des Kühlanhängers packt er mit an, das Knochensägen überlässt er zwei gelernten Metzgern. Einer wetzt in der Garage nebenan das Messer, der andere macht sich daran, eine Schweinehälfte zu zerlegen. Bodemer sagt Tschüss, angelt sich eine Wurst aus dem Räucherschrank und frühstückt sie im Gehen. In drei Wochen, nach der Reifung, wird 1028 im Kühlregal liegen, vielleicht als Gulasch, Steak oder Braten. Rind, Rasse Angus, geboren, gemästet und geschlachtet in Deutschland, Bioland-Siegel.
Jochen Bodemers Eltern hatten den Hof 1989 auf Bio umgestellt. Ihr Partner Bioland fordert von ihnen strengere Richtlinien als die EG-Öko-Verordnung mit dem bekannten sechseckigen Biosiegel. Ihre Tiere haben mehr Platz im Stall, das Futtermittel bauen sie überwiegend selbst an. Die Bodemers haben sich eine exotische Branche ausgesucht. Bio boomt, doch an der Fleischtheke zeigt sich das kaum. Weit unter einem Prozent der geschlachteten Mastschweine in Deutschland stammte 2014 von Biohöfen. Auch Bio-Rindfleisch macht mit 3,5 Prozent nur einen bescheidenen Teil aus.
Bodemer gibt seinen Tieren keine Namen
Die großen Discounter könnte Jochen Bodemer nicht beliefern. Sein Hof ist mit 60 Rindern und 120 Schweinen klein im Vergleich zu Großmastbetrieben, in denen sich auch mal 5000 Sauen aneinanderquetschen. Wer den Aussiedlerhof von Ehningen aus ansteuert, passiert weitläufige Pferdekoppeln. Nach einigen Metern taucht ein imposantes Holzhaus mit Panoramafenstern auf, dahinter liegen Scheunen und Stallungen.
Kein Rind schaut auf, als der Bauer eintritt. Metzgerschürze und Kittel hat er gegen eine graue Wollweste mit Flicken an den Ärmeln getauscht. Der Reißverschluss ist bis zum Kinn hochgezogen, die orange Mütze bedeckt gerade die Ohrenspitzen. Seitlich ist der Stall zum Teil offen, kalte Luft strömt hindurch. Die Tiere scheint das nicht zu stören. Die meisten haben ihre Köpfe in Heu vergraben und schieben es genüsslich von einer Backe in die andere. Bodemer tätschelt einem Rind die Schnauze. Sofort fährt die raue Zunge heraus und leckt über seine Hand. „Herzblut und Leidenschaft spielen eine große Rolle, die Arbeitsstunden darf man nicht rechnen.“
Sobald die Wiesen wieder grün sind, öffnet er die Tore an der Rückseite. Wann immer sie wollen, können die Rinder dann raus auf die Weide traben. Keines ist angebunden. Bodemer gibt seinen Tieren keine Namen, aber er möchte, dass sie es bei ihm gut haben.
„Ich bin kein typischer Bauer“, sagt er und meint damit: keiner, der vor Sonnenaufgang aufsteht und mit seinen Viechern ins Bett geht. Keiner, der nie in Urlaub fährt. Er wehrt sich gegen jedes Klischee. Vielleicht hat das damit zu tun, dass er eigentlich nie Landwirt werden wollte. Sein Betrieb ist das Ergebnis eines ständigen Ringens um Selbstverwirklichung.
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