In seinem Büro, das mit einem Bild des Brandenburger Tors und zwei Berliner Bären auf dem Schreibtisch spartanisch dekoriert ist, gibt es keine Anzeichen dafür. Und doch interpretiert er sein Amt mit mehr europäischem Verständnis als je zuvor – während andere Regierungen unter rechtspopulistischem Druck auf nationale Lösungen setzen. Ist am Ende Uwe Corsepius der Grund, dass Angela Merkel in der Flüchtlingskrise auf europäische Lösungen beharrt, obwohl sie damit innenpolitisch zusehends in Bedrängnis gerät? Das würde ihr Beamter natürlich nie sagen – selbst wenn es so wäre. Europa gehöre eben zur „Grundüberzeugung der Kanzlerin“, meint ein enger Mitarbeiter eines Mitglieds der EU-Gipfelrunde, „aber es ist hilfreich, jemanden an ihrer Seite zu wissen, der in Brüssel zum Europäer geworden ist“.

 

Uwe Corsepius weiß, dass die Zeit für europäische Lösungen abläuft und die EU, in die er so viele Arbeitsjahre investiert hat, in Gefahr ist. Das zu verhindern treibt ihn an, jetzt nicht Feierabend zu machen und wieder hochzugehen in den siebten Stock.