Bei seiner Verhaftung in New York durch fünf Polizisten stirbt der Afroamerikaner Eric Garner. Ein Video, das dokumentiert, wie brutal der 43-Jährige behandelt wurde, versetzt die Menschen in New York in Angst und Zorn.

New York - Es ist schwer, dieses Video anzusehen, das Video, das seit Freitag im Internet kursiert und die Stadt New York in Schock und Zorn versetzt hat. Es zeigt den 43-jährigen Eric Garner, umzingelt von fünf Polizisten. Garner, eine stattliche Erscheinung mit seinen beinahe 130 Kilo, beteuert immer wieder, er habe nichts getan und man solle ihn in Ruhe lassen. Doch die Polizisten wollen das nicht hören, sie stürzen sich zu fünft auf den Mann und nehmen ihn in den Schwitzkasten. Dann hört man nur noch wie Garner, der sich nicht widersetzt oder wehrt, fleht, dass er keine Luft bekomme. Er ist Asthmatiker. Ein paar Minuten geht es so, dann wird es still. Kurz danach wird bei Garner in einem Krankenhaus des Stadtteils Staten Island der Tod durch Herzversagen festgestellt.

 

Der Tod von Eric Garner hat in der Stadt eine Krise ausgelöst. Bürgermeister Bill de Blasio sagte seinen Italienurlaub ab und berief schnell eine Pressekonferenz ein, in der er den Vorfall zutiefst bedauerte. Polizeichef Bill Bratton kündigte eine schonungslose Untersuchung an und suspendierte die beteiligten Beamten. Doch das reichte nicht aus, um über das Wochenende in der Stadt den Frieden zu wahren. Sowohl am Samstag als auch am Sonntag veranstalteten Bürgerrechtsgruppen in verschiedenen Stadtteilen Protestmärsche gegen Polizeigewalt. Es ist ein heikler Moment für Bill de Blasio, der angetreten war, um solche Vorfälle zu verhindern. Eines seiner zentralen Wahlkampfthemen war die willkürliche Schikane von Minderheiten durch die New Yorker Polizei, verkörpert durch die Praxis des „Stop and Frisk“.

Stop and Frisk soll Atmosphäre der Angst erzeugen

Unter „Stop and Frisk“ nahm sich die Polizei das Recht heraus, ohne konkreten Verdacht Menschen auf der Straße anzuhalten und zu durchsuchen. Das sollte eine Atmosphäre der Angst in Problemgebieten erzeugen und somit Verbrechen verhindern. Doch die Statistiken enthüllten, dass die zweifelhalte Methode kaum Einfluss auf die Verbrechensrate hatte. Stattdessen beschädigte die Politik das Vertrauen zur Polizei. Da die Praxis mit überwiegender Mehrheit Schwarze und Latinos traf, trug sie der Stadt den Dünkel des Rassismus ein.

Das wollte de Blasio, dessen Frau und Kinder afro-amerikanisch sind, nicht auf sich sitzen lassen und versprach Besserung. Doch „Stop and Frisk“ wurde nicht abgeschafft, sondern nur stärker reguliert. Zudem wurden von Anfang an Vorbehalte gegenüber de Blasios Wahl des Polizeichefs laut. Der Law-and-Order-Mann Bill Bratton, der in den 90er Jahren gemeinsam mit Bürgermeister Rudy Guiliani die Straßen von New York befriedet hatte, galt nicht gerade als gemäßigt.

Garner stellte keine Bedrohung dar

Der Tod von Eric Garner wird nun als Indiz dafür genommen, dass sich auch unter de Blasio nichts verändert hat. „Das ist der wahre Test für de Blasio“, sagte der Bürgerrechtsaktivist Al Sharpton am Samstag bei einer Kundgebung. Sharpton will wissen, wie es zu einem derartig heftigen Übergriff kommen konnte. Garner wurde verdächtigt, auf der Straße unbesteuerte Zigaretten verkauft zu haben. In dem Video, das ein Passant gedreht hat, wird deutlich, dass er keine Bedrohung darstellte. Er hebt die Hände in die Luft und sagt nur, „lasst mich bitte in Ruhe.“ Der Würgegriff, der ihn schließlich das Leben gekostet hat, das gab Bratton bereits zu, „ist keine übliche Polizeitaktik“.

Der Vorfall erinnerte an den Fall von Ramarley Graham, einem Teenager aus der Bronx, der vor zwei Jahren von der Polizei erschossen wurde. Er hatte geringe Mengen an Marihuana bei sich, war jedoch unbewaffnet. Die Polizisten verfolgten ihn bis nach Hause und schossen ihn mit 17 Kugeln nieder. Der Zwischenfall löste wochenlange Märsche und Proteste aus.