Russland sieht sich im Fall Skripal zu Unrecht an den Pranger gestellt und durch britische Wissenschaftler rein gewaschen. Das ist nicht der Fall, kommentiert Christian Gottschalk. Trotzdem ist London am Zug.

Politik/ Baden-Württemberg: Christian Gottschalk (cgo)

Stuttgart - Es gibt Reaktionen, die sind einfach absehbar. Diese zum Beispiel. Kaum war das Ergebnis der britischen Wissenschaftler bekannt, die den Giftstoff untersucht hatten, mit dem der ehemalige russische Geheimagent Skripal ermordet werden sollte, forderte der Kreml eine Entschuldigung von London. Schließlich konnten die Chemiker nicht beweisen, dass Moskau das Nervengift produziert hatte – und da die Doktoren auf der Lohnzettel des britischen Verteidigungsministeriums standen ist davon auszugehen, dass sie sehr intensiv nach solch einer Verbindung gesucht hatten. Der Wunsch aus Moskau scheint daher berechtigt. Er ist es aber nur zum Teil.

 

Großbritannien kann auch Recht behalten

Nicht bewiesen zu haben, dass das Gift aus Moskau stammt, ist nicht das gleiche wie zu beweisen, dass es nicht aus Moskau stammt. Es ist also durchaus noch möglich, dass die britische Schuldzuschreibung ihre Richtigkeit hat. Das mag man fast hoffen, denn der Westen hat sich mit der Ausweisung zahlreicher russischer Diplomaten sehr eindeutig auf Seiten der Briten positioniert. Woher die ihre Erkenntnis haben ist nach wie vor . zumindest für die Öffentlichkeit – ein Rätsel. Vieles spricht für Geheimdienstinformationen. Informationen dieser Art haben, Stichwort Irak, schon einmal ein Handeln fälschlicherweise legitimiert. Großbritannien muss sich bei Moskau nicht entschuldigen. Seine Erkenntnisse und Beweise offenbaren muss es schon.