Gut 18 000 Zuschauer feiern mehr als 60 Festwagen und Fußgruppen beim Fellbacher Herbst-Umzug. Das Herbstmotto wurde farbenreich und fantasievoll umgesetzt.

Fellbach - Berge, geformt aus Pappmaché, gebaut aus Stangen und Tüchern, aus Blumen oder Obst wurden am Samstag durch die Straßen getragen oder gezogen. Beim Fellbacher-Herbst-Festzug wurde das Motto, das Oberbürgermeister Christoph Palm ausgegeben hatte, auf Festwagen und von Fußgruppen fantasievoll umgesetzt. Sehr zur Freude des Publikums, das in Scharen, die Polizei spricht von etwa 18 000 Menschen, den Straßenrand säumte, um die Teilnehmer auf ihrem Weg mit und zum Gipfel zu feiern.

 

„Kappel-Bergsteiger“ mit Seil und Pickel

Mount Everest und Matterhorn liegen höhenmäßig vorn. Doch der Kappelberg entzückt, weil er uns mit Wein beglückt“, hatte der OB zum Leitsatz dieses Fellbacher Herbsts erkoren. Diakon Peter Seidl hatte sich davon inspirieren lassen. Als zünftiger „Kappel-Bergsteiger“ mit Seil und Pickel sprach er den Erntedank an der neuen Kelter. Der verhältnismäßig kleine Kappelberg bringe großen Wein hervor, sagte Seidl, warnte aber davor, nur immer das Größte und Stärkste zu sehen. „Wer sein Leben davon bestimmen lässt, dem Mount Everest und dem Matterhorn nachzujagen, der versäumt, dass das Glück in den kleinen Dingen liegt“.

107 Kilogramm schweren Trauben auf den Schultern

Beim Umzug zum 68. Fellbacher Herbst durfte es allerdings dann schon auch mal ein bisschen größer sein – und schwerer. Benjamin Off, Christian Warth, Tobias Gauß und Marcel Bürkle von der Fellbacher Landjugend kamen sich vor, als lasteten ganze Gebirge auf ihren Schultern. Das Quartett trug – immer paarweise abwechselnd – den 107 Kilogramm schweren Trauben durch die Stadt und erwies sich dabei als routinierte Seilschaft.

Fellbacher Gipfelstürmerinnen

Die Gleichstellungsstelle der Stadt ließ Fellbacher Gipfelstürmerinnen wie Marie Frech oder Paula Riede wiederauferstehen. Einen Höhenflug legten auch die Zeppelinschüler hin, die mit spitzen Hüten als Berge auf zwei Beinen auftraten. Den Satz von OB Palm hatten sie zudem weitergesponnen. „Wir pfeifen auf das Matterhorn, der Kappelberg liegt bei uns vorn. Der Everest ist für die anderen, wir wollen grillen, klettern, wandern.“ Die Festzug-Jury war angetan und kürte sie zu schönsten Fußgruppe. Den Preis bei den Wagen holte sich der Obst- und Gartenbauverein Fellbach. Die Mitglieder hatten ihre schönsten Äpfel zu einem Berg aufgestapelt und behaupteten selbstbewusst, dass das Kappelberg-Obst der Geschmacksgipfel sei.

Der Gipfel des Genusses beim Fellbacher Herbst ist aber der Wein, und dem wurde im Festzug und am Straßenrand gehuldigt. An vielen Stellen hatten es sich die Zuschauer auf Bierzeltgarnituren oder weich gepolsterten Stühlen mit einem Glas Wein in der Hand bequem gemacht. Bei Familie Schlitter in der Kappelbergstraße 20 werden während des Umzugs nicht nur Familienangehörige und Freunde bewirtet, die aus Schmiden und Oeffingen kommen, um hautnah dabei zu sein, sondern jeder, den es dürstet. „Das haben meine Eltern vor Jahren angefangen, jetzt machen wir es gemeinsam“, sagte Corinna Pirek, geborene Schlitter, während sie Wein, Brot und Wasser auf den kleinen Tisch am Straßenrand zurechtstellte.