Politik: Matthias Schiermeyer (ms)

Auch in den Medien häufen sich Lob und Tadel. Schweiger polarisiert, weil er die Dinge beim Namen nennt: voll authentischem Mitgefühl für die Fremden, aber auch extrovertiert, unberechenbar und nicht selten übers Ziel hinausschießend. Rabaukenhaft wie in vielen seiner Filme eben. So schlägt er in der Maischberger-Sendung vor, „die Verfassung ein bisschen zu ändern“, um „mit aller Härte“ gegen den rassistischen „Mob“ vorzugehen, der Asylanten auf Demonstrationen in Sachsen lauthals skandierend als „Dreck“ bezeichnet. Dann könnte man „zwei Hundertschaften hinschicken und die Leute einkassieren“. Auch regt er an, die Milliarden Euro zur Rettung der griechischen Banken lieber in die Flüchtlingshilfe zu stecken. Daher fragt später der Mitdiskutant, der Journalist Roland Tichy, via Twitter aggressiv, ob Schweiger bei seinem zugeschalteten Auftritt betrunken gewesen sei.

 

Auf Pegida-Kundgebungen wie am 10. August in Dresden wird Schweiger mit dem Nazi-Vokabular des „Volksverräters“ belegt. Aber trotz solcher Unerhörtheiten ist die Zahl seiner Verteidiger bisher seltsam überschaubar: Mit Vize-Kanzler Gabriel hat sich das einstige SPD-Mitglied Schweiger zwar getroffen, dessen Rückhalt ist ihm gewiss. Auch die Integrationsbeauftragte der Regierung, Aydan Özoguz (SPD), und der Chef des Bundesamtes für Migration, Manfred Schmidt, loben seinen Mut – sonst aber solidarisiert sich kaum ein Politiker mit ihm.

Schweiger hat schon öfter polarisiert, mit seinem Afghanistan-Film „Schutzengel“ etwa. Und er hat schon viel einstecken müssen: die Reserviertheit strenger Filmkritiker, aber auch einen Farbanschlag auf sein Haus. Dies alles mag seine Ruppigkeit erklären. Aber kann man ihm nachhaltig böse sein, wenn er gerade wieder ausgeteilt hat? „Mein kleiner Ausraster tut mir leid“, verabschiedet er sich vom Maischberger-Talk. „Für das ,Sie gehn mir auf den Sack’ möchte ich mich entschuldigen.“ Der Star winkt kurz in die Kamera: „Tschö.“ Er wird die Gemüter weiterhin erhitzen.