Til Schweiger hat in „Menschen bei Maischberger“ seinen Gefühlen freien Lauf gelassen: Kein Prominenter polarisiert derzeit so heftig wie der Filmstar, der sich mit Leidenschaft für Flüchtlinge einsetzt. Dies trägt ihm Bewunderung ein – und Hass.
Stuttgart - Politik ist oft ein langweiliges Geschäft, bestehend aus diplomatisch gesetzten Worten und Phrasen. Wohl auch deswegen macht Til Schweiger derzeit so viel Wirbel, weil er sich in der ihm eigenen ungefilterten Sprache einmischt. Der Filmstar fordert Volksvertreter zu mehr Widerstand gegen Fremdenhass und zu größerem Einsatz für Flüchtlinge auf – ohne Scheu vor Autoritäten, mitunter hochemotional und im respektlosen Ton.
Den Schweiger-Sprech hat jetzt auch der CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer in der ARD-Talkshow „Menschen bei Maischberger“ ertragen müssen. „Sie geh’n mir auf den Sack“, giftete der Schauspieler den Bayern an. „Ich find das so geil, Ihren süffisanten Blick, weil Sie mich jetzt vorführen wollen.“ Scheuer hatte betont, dass er Schweigers Eintreten für die Fremden begrüße, gleichzeitig ließ er aber auch durchblicken, dass er dessen Initiative für ein „Vorzeige-Flüchtlingsheim“ im Harz nicht so bald für realisierbar halte.
Engagement zunächst in Osnabrück
Diese Vermutung stützt einen Kernvorwurf gegen Schweiger: Er mache viel Wind, erreiche aber wenig. Man mag dem Filmemacher einiges vorhalten, aber sicher nicht, dass er lediglich auf PR aus ist. Die hat er nicht nötig. Zumal er kontern kann: Weil sich die Verhandlungen zwischen dem Land Niedersachsen und dem Eigentümer der Flüchtlingsunterkunft in Osterode, einer ehemaligen Kaserne, hinziehen, hat der 51-Jährige einen Alternativplan ersonnen. Nun will er mit einer rasch zu gründenden Stiftung in eine Erstaufnahmeeinrichtung in Osnabrück investieren, wie er bei Maischberger berichtet. Dort „werden wir Sachen machen wie W-Lan, eine Radwerkstatt und eine Holzwerkstatt“, zudem soll Sprachförderung geboten werden. „Richtig viel Kohle“ werde die Stiftung einsammeln, wobei Schweiger auf den prominenten Beistand von SPD-Chef Sigmar Gabriel, Springer-Boss Mathias Döpfner und dem Schauspieler Jan Josef Liefers setzt. „Das ist erst der Anfang“, frohlockt er.
Netzwerke gründen, Kohle einsammeln: das ist seine Stärke. Doch Schweiger ist dabei immer alles zugleich: Schauspieler, Regisseur und Produzent – nur dass er das Drehbuch diesmal nicht unter Kontrolle hat, weil ein Filmprojekt und ein Flüchtlingsheim zwei Paar Schuhe sind. Auf Facebook wird er noch immer wüst beschimpft. Vom rechten politischen Rand bis hin zu notorischen Schweiger-Gegnern ist alles dabei. Sein Aufruf „Verpisst euch von meiner Seite“ hat wenig gefruchtet. Immerhin halten die alten und neuen Fans dagegen.