Wie ein Rockstar: in Hardy Hubers Bar unweit des Bodensees kann man auch übernachten – auf der Bühne oder Backstage.

Ein alter Spruch lautet „Wer nix wird, wird Wirt“. Hardy Huber war schon was, nämlich Erzieher und Antikmöbelhändler. Als die Preise nach dem Mauerfall in den Keller gingen, musste er sich was Neues suchen und eröffnete vor 25 Jahren den „Flieger“. Die Kneipe ist im ehemaligen Kassenhäuschen des vor Jahrzehnten geschlossenen Bahnhofs in der für ihren Hopfenanbau bekannten Kleinstadt unweit des Bodensees.

 

Eine Zeit lang trafen sich da alle, vom Musikfan bis zum Großstädter auf Heimatbesuch. Die Kneipe ist die einzige ihrer Art im weiteren Umkreis und einer von wenigen Orten, wo regelmäßig laute Livemusik gespielt wird. Aber sie läuft nicht mehr so gut wie früher, anders als die neu eröffnete Shisha-Bar im Ort.

Auf der Bühne übernachten

So ein Konzept ist nichts für Hardy Huber. Er denkt den Spruch lieber weiter: „Wenn’s nix wird, werd’ Gastwirt“! Ende April ist Schluss mit dem Kneipenbetrieb. Dann kann man im „Flieger“ auf der Bühne übernachten. Oder viele andere Sachen machen. Die Kneipe am Rande der Innenstadt bleibt, wie sie ist – mit Barbereich und Backstage. Wo einst Musiker nach ihren Gigs schliefen, befindet sich stilecht ein Couchbett. Freddie Mercury hängt an der Wand, davor stehen Getränkekisten. Wer am Kühlraum vorbei geht und sich in den Keller traut, findet dort noch ein weiteres Gästezimmer.

Hardy Huber ist bewusst, dass er eine ziemlich ungewöhnliche Herberge betreibt. Wenn, dann werden Hotelzimmer so gestaltet, dass sie an Rockkneipen erinnern. Warum eigentlich nicht andersherum? Jedenfalls ist eine Nacht auf der Bühne fortan nicht mehr allein Tourmusikern vorbehalten.

Vom Zimmer direkt zum Konzert

Der Fantasie will Hardy Huber keine Grenzen setzen. Die Musikanlage darf man benutzen. Warum nicht auch die ganze Nacht durchtanzen? Auf der Bühne ein Privatkonzert geben? Platz ist jedenfalls genug vorhanden, Betten gibt es in und neben der Kneipe. Und ja, sauber ist es auch. Seit Jahren baut Huber schon das Areal um, das er vor Jahren einer Brauerei abgekauft hatte. Mittlerweile wohnt er mit Frau und Hund direkt über seiner Kneipe in einem selbst aufgestockten Haus.

Im Biergarten vermietet er zwei Tiny Houses, selbst die Kneipe war testweise schon die eine oder andere Nacht mit Gästen belegt, zum Beispiel Motorradfahrer auf dem Weg Richtung Süden. „Die sind mit ihren Bikes einfach ins Haus reingefahren, da stehen sie sicher und trocken“, erzählt Huber, der selbst Motorrad fährt.

Künftig wird Huber häufiger Gästezimmer reinigen als Bier ausschenken. So ganz lässt er aber nicht von seiner Kneipe. Livemusik findet dort weiterhin statt – um den Flair zu erhalten und damit die Beschreibung zu seinen Gästezimmern weiterhin stimmt: „Mittendrin statt nur dabei – wenige Meter zum Kneipenbetrieb oder zur Livemusik“.