Äthiopiens Premier Abiy Ahmed treibt seit seinem Amtsantritt die Friedensbemühungen mit Eritrea voran – dafür erhält er nun den Friedensnobelpreis.

Addis Abeba - Respekt vor der Macht des Faktischen gehört nicht zu Abiy Ahmeds starken Seiten. Als der damals 41-Jährige vor eineinhalb Jahren von seiner Partei zu Äthiopiens Regierungschef erkoren wurde, ließ der junge Politiker erst einmal den altehrwürdigen Palast im Herzen der Hauptstadt Addis Abeba entrümpeln, in dem bereits Kaiser Menelik II., Kaiser Haile Selassie sowie der „rote Diktator“ Mengistu herrschten. Aus dem dunklen Gemäuer, in dem Menelik seine Feinde in unterirdischen Verliesen foltern oder Löwen zum Fraß vorwerfen ließ, wurde innerhalb von zwei Monaten eine lichte, moderne Schaltzentrale mit Videowänden, weißen Fliesen, hellen Vorhängen und dem Mobiliar eines Luxushotels. „Ich will ein futuristisches Büro“, sagte der junge Regierungschef Journalisten bei einer Führung durch den runderneuerten Palast: „Viele Äthiopier sehen nur das Gestern. Ich sehe das Morgen. Dieser Ort ist aus der Hölle zum Paradies geworden.“