In der Zuschauer-Diskussion begrüßen viele Clubs den Vorstoß von RB Leipzig – auch der FC Bayern. Doch in Baden-Württemberg scheint es noch ein langer Weg zu Spielen vor Fans.

Sport: Jürgen Kemmner (jük)

Stuttgart - Die Zuschauer-Rückkehr in die Fußball-Stadien ist das bestimmende Thema vor dem virtuellen Treffen der 36 Profi-Clubs an diesem Donnerstag: RB Leipzig will in der Bundesliga-Partie in rund zwei Wochen gegen den FSV Mainz vor 8.500 Fans im Stadion antreten.

 

Lesen Sie hier die Fan-Reaktionen: „Alle Vereine oder keiner – Punkt“

Für Christian Seifert, frisch gekürter „Manager des Jahres“, sollte es ein Leichtes sein, die 36 Profivereine auf „Leipziger Linie“ zu bringen. Wir beantworten die drängendsten Fragen rund um die Zuschauer-Diskussion.

Wie beurteilen die anderen Erst- und Zweitligisten den Leipziger Vorstoß?

Dass das Vorhaben der Leipziger Lob aus den Chefetagen von Bayern München, Borussia Dortmund und Eintracht Frankfurt erhält, sagt alles über die Stimmungslage. Die Mehrheit der Vereine dürfte die Kröte der Wettbewerbsverzerrung aufgrund der regional unterschiedlichen Vorschriften schlucken, um den Trumpf des Faktenschaffens zu halten. Dafür plädieren Bayern-Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge, BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke und Eintracht-Vorstandsmitglied Axel Hellmann. „Es geht darum, dass die Clubs zeigen, dass es Konzepte gibt, die Spiele mit Zuschauern möglich machen. Wir begrüßen jedes Konzept, das diesen Weg ermöglicht“, sagte Rummenigge. Zwar verschaffe die Unterstützung der Fans den Sachsen „natürlich einen kleinen Wettbewerbsvorteil“, meinte der BVB-Geschäftsführer. Diesen müsse man „in Kauf nehmen, wenn man möchte, dass sich – auf Basis des jeweiligen Infektionsgeschehens und eines verantwortungsbewussten Konzeptes – etwas bewegt.“

Wie steht der VfB Stuttgart zu den Plänen?

Von Vereinsseite gibt es kein offizielles Statement. Der neue Kapitän Gonzalo Castro kann der Causa Leipzig nur Positives abgewinnen: „Ist doch schön, wenn wieder ein paar Zuschauer im Stadion sind.“ Noch schöner fände er es, wenn alle Clubs ihre Pforten ein Stück aufmachten. Von Wettbewerbsverzerrung will er nicht reden: „Das wäre eine einfache Ausrede.“

Werden auch anderswo Fans zugelassen?

Drittligist 1. FC Magdeburg hofft in der ersten Runde des DFB-Pokals gegen Darmstadt 98 auf Fan-Unterstützung. „Wir möchten 7500 Leute ins Stadion bekommen, dafür werde ich kämpfen“, sagte Oberbürgermeister Lutz Trümper. An diesem Samstag findet ein Testspiel gegen den VfL Wolfsburg vor bis zu 2500 Zuschauern statt. Nahezu alle Vereine arbeiten an Plänen und befinden sich im Austausch mit den Behörden. „Es wäre falsch, angesichts steigender Infektionszahlen über volle Stadien zu diskutieren. Das haben wir auch nie gefordert. Was aber nicht geht, dass Unternehmen, zu denen auch die Bundesliga gehört, in Mithaftung genommen werden, wenn sich Leute im privaten Bereich nicht an Hygiene-Regeln halten“, sagte DFL-Geschäftsführer Seifert.

Wie beurteilt die Regierung von Baden-Württemberg mit den Erstligisten VfB Stuttgart, SC Freiburg und 1899 Hoffenheim die Situation?

Aus Stuttgart ist zu hören, dass Baden-Württemberg kein Solo machen werde, vielmehr werde abgewartet, welche Ergebnisse die Arbeitsgruppe auf Ebene der Chefs der Staatskanzleien bis Ende Oktober zur Zuschauerfrage erarbeitet. „Wir setzen auf ein einheitliches, bundesweites Konzept“, sagt ein Sprecher des Staatsministeriums, „Baden-Württemberg geht keinen Sonderweg.“ Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) versteht die Entscheidungen aus einer lokalen Infektionslage heraus, fände es aber besser, wenn dies „bundesweit abgestimmt“ gemacht würde.

An was müssen sich Clubs und Fans halten?

In Leipzig und Magdeburg sind eine Maskenpflicht sowie strenge Abstandsregeln Bedingung. In Magdeburg werden Tickets nur an Dauerkartenbesitzer und Wirtschaftspartner verkauft, dass eine mögliche Infektionskette nachvollziehbar bleibt.