Die Kandidaten für die OB-Wahl sprechen sich für ein starkes Krankenhaus in Leonberg aus. Wie das gelingen soll? Dazu gibt es ganz unterschiedliche Ansätze und Meinungen.
Im Zuge des Leonberger OB-Wahlkampfes werden die Menschen mit einer Begrifflichkeit konfrontiert, die vielen nicht wirklich geläufig sein dürfte: der des Medizinischen Versorgungszentrums, kurz MVZ. Das ist, vereinfacht ausgedrückt, ein Ärztehaus, in dem möglichst viele Fachrichtungen anzutreffen sind. Der Vorteil für die niedergelassenen Mediziner: Bestimmte bürokratische Tätigkeiten, von der es im Gesundheitssektor mehr als genug gibt, könnten hier gebündelt werden.
Allerdings, und dieser Aspekt spielt in der aktuellen Diskussion eine gewichtige Rolle, hat ein Versorgungszentrum nicht den Charakter eines Krankenhauses. Hier wären nur ambulante Eingriffe möglich, eine Rund-um-die Uhr-Betreuung an allen Tagen des Jahres, neudeutsch 24/7 genannt, gäbe es in einem MVZ nicht.
Krankenhaus in Leonberg: So sehen es Tobias Degode und Josefa von Hohenzollern
Gleichwohl ist für den OB-Kandidaten Tobias Degode ein kommunales Versorgungszentrum ein geeignetes Instrument, um den Mangel an Fachärzten wie auch an Allgemeinmedizinern in den Griff zu bekommen. Denn, so sagt der von der CDU und den Freien Wählern unterstützte Kandidat: „Gesundheit endet nicht an der Kliniktür.“ Natürlich ist der Verwaltungsleiter aus der rheinischen Metropole Düsseldorf für die Erhaltung des Leonberger Krankenhauses.
Losgelöst davon hält der 38-Jährige die in Leonberg schon seit vielen Jahren diskutierte Idee eines Campus in direkter Kliniknähe für sinnvoll. Hier könnten sich gesundheitsaffine Branchen und eben ein MVZ ansiedeln. Damit könne auch eine gewisse Unabhängigkeit in der Medizinversorgung vom Betreiber des Krankenhauses, dem Klinikverbund Südwest, erreicht werden.
Diese Unabhängigkeit strebt auch Josefa von Hohenzollern an. Die Erste Bürgermeisterin, die nun an die Spitze in Leonberg drängt, hat die Gesundheitsversorgung in den Mittelpunkt ihres Wahlkampfes gestellt. Dabei spielt das Krankenhaus als Grund- und Regelversorger eine entscheidende Rolle. „Wer wohnortnahe Kliniken schließt, versteht nicht, was die Leute wollen“, sagt die unabhängige Kandidatin und verweist auf das beschlossene Aus des Krankenhauses in Herrenberg. Ähnliche Befürchtungen hegt sie für Leonberg, sollte ein MVZ kommen: „Das wäre der erste Sargnagel für unser Krankenhaus!“
In Leonberg müsse zudem die hebammengeführte Geburtshilfe erhalten bleiben, fordert die 51-Jährige. Sollte sich dies alles als schwierig herausstellen, müsse im Zweifelsfall über einen Wechsel der Trägerschaft, also eine Abkehr vom Klinikverbund, nachgedacht werden.
Krankenhaus in Leonberg: So sehen es Marion Beck, Marisa Betzler und Willi Kerler
Marion Beck (55) wiederum will sowohl das Krankenhaus als vollwertige Klinik sichern als auch mit Gemeinschaftspraxen und Gesundheitszentren die medizinische Versorgung insgesamt verbessern. Die jetzige Leiterin des Amtes für Wirtschaftsförderung und Kultur in Herrenberg, die von den Grünen und der SALZ-Fraktion unterstützt wird, will sich für mehr Ärzte in Leonberg einsetzen.
Die fünf Kandidatinnen und Kandidaten für die OB-Wahl in Leonberg an diesem Sonntag (28. September):
- Marion Beck
- Marisa Betzler
- Tobias Degode
- Willi Kerler
- Josefa von Hohenzollern
Auch die Kandidatin Marisa Betzler (34) hält die Kombination Krankenhaus und Campus für eine gute. Wenig Hoffnung, vom Leonberger Rathaus aus die eigene Klinik zu unterstützen, hat hingegen Willi Kerler (57), der bei der Kandidatenvorstellung der Stadt die Lage von Leonberg ganz allgemein eher düster beschrieben hatte. Ein Oberbürgermeister habe ja gar keine Möglichkeit, das „in den Griff zu kriegen“. Der neue Verwaltungschef solle besser die örtliche Sozialstation fördern.