Eine neue Sporthalle und neue Seminarräume: Der Ludwigsburger Hochschulcampus soll größer werden. Bisher vermissen die Stadträte ein Verkehrskonzept und Parkgaragen.

Ludwigsburg - Sport ist in der Sporthalle der Ludwigsburger PH schon seit 2017 nicht mehr möglich. Statiker haben das Gebäude für einsturzgefährdet erklärt, und seit Herbst 2018 ist auch klar, dass eine Sanierung nicht mehr in Frage kommt. Nun will das Land neu bauen – und zwar gleich zweimal: Bevor der eigentliche Neubau kommt, soll ein Provisorium errichtet werden. Aber nicht nur für die Sportler wird neu gebaut: Die Pädagogische- und die Verwaltungshochschule sollen erweitert werden. Der Ludwigsburger Bauausschuss hat dafür jetzt grünes Licht gegeben.

 

Seit der Hallenschließung müssen angehende Lehrer für Schwimm- oder Turnseminare weit fahren. Die Not sei groß, und das Land möchte möglichst rasch Abhilfe schaffen, erläuterte der Stadtplaner Martin Kurt: „Dass aber auch noch eine Interimshalle gebaut werden soll, hat uns überrascht.“ Ein Teil der Planungen werde an ein externes Büro vergeben, weil die städtischen Mitarbeiter das nicht mehr leisten könnten: „Wir haben zurzeit 15 Bebauungsplanverfahren parallel zu bearbeiten.“

Die Stadt genehmigt, das Land zahlt

Die neue Halle könne doch genau an der Stelle errichtet werden, wo die alte steht, meinte der Architekt und SPD-Stadtrat Dieter Juranek. „Warum braucht man da eine Interimshalle?“, fragte er. „Man könnte also die alte einfach abreißen und neu bauen. Ich verstehe das nicht.“

Das Land habe das geprüft, sagte Kurt. „Man ist aber zu dem Schluss gekommen, dass es zu lange dauert. Deshalb wird jetzt neben dem endgültigen Standort eine Traglufthalle gebaut.“ Die gute Nachricht für Ludwigsburg: „Wir sind beim Bau der Sport- und Schwimmhalle nur für das Genehmigungsverfahren zuständig“, sagte Kurt. Zahlen müsse das Land.

Die Fehler von 1966

Weniger klar sind die Trennlinien jedoch, sobald es um die ebenfalls geplante Erweiterung des Hochschulcampus geht. „Wir sind am Limit dessen, was wir hier unterbringen können. Wir brauchen dringend mehr Platz für unsere Seminare“, hat PH-Rektor Martin Fix schon 2017 gesagt. Das gleiche gilt für die benachbarten Hochschulen für Finanzen und Verwaltung. Strikt gegen jede Erweiterung hat sich Elga Burkhardt ausgesprochen. Die Hochschulen dürften aus Klimaschutz- und Naherholungsgründen nicht noch näher an den Favoritepark heranrücken: „Wir hätten jetzt die Möglichkeit, die Fehler von 1966, als man die PH gebaut hat, rückgängig zu machen. Wir könnten an anderer Stelle neu bauen“, sagte die Lubu-Stadträtin.

Kein Freibrief fürs Land

Mit einer Erweiterung am Campus spitzten sich die schon jetzt sehr großen Verkehrsprobleme im Stadtteil Eglosheim weiter zu, befürchten die Stadträte Ulrich Bauer (Grüne) und Wilfried Link (CDU). „Wir brauchen ein Mobilitätskonzept, und wir brauchen mehr Parkraum“, sagte Bauer. „Dass wir die Planung nach außen vergeben haben, gefällt mit gar nicht“, sagte Link. „Damit erteilen wir dem Land einen Freibrief.“ Am Ende kümmere sich niemand um eine Verkehrsplanung.

Zwar plane das Land im Fall des Sporthallenbaus allein. Im Fall der Campuserweiterung aber sei der Gemeinderat „stets Herr des Verfahrens“, versicherte Martin Kurt:  „Auch wenn wir einzelne Arbeiten vergeben, erteilen wir dem Land damit keinen Freibrief.“ Es sei nicht nur sicher gestellt, dass Gutachten zu Fragen des Artenschutzes erstellt würden – „wir nehmen das Thema Ökologie sehr ernst“, sagt der Stadtplaner – man habe auch ein Mobilitäts- und ein Freiflächenkonzept im Blick.

Auch bei den Kosten komme das Land der Stadt entgegen: „Wir tragen die Verfahrenskosten, aber das Land zahlt sämtliche Gutachten“, sagte Kurt.