Hermann Bareiss, der Patron des Luxusferienhotels in Baiersbronn-Mitteltal feiert seinen 70. Geburtstag ganz groß. Schließlich hat der Hotelier in seiner Heimatgemeinde schon etliche gewinnbringende Projekte angestoßen.

Baiersbronn - Eigentlich hatte er andere Pläne. Der Koch Hermann Bareiss aus Mitteltal, einem Ortsteil von Baiersbronn, hatte sich zum Direktionsassistenten im berühmten „Bachmair“ am Tegernsee hochgearbeitet, wo Politprominenz ebenso verkehrte wie die Münchner Schickeria, bekannte Sportler und internationale Showstars. Der junge Mann aus dem Nordschwarzwald war fasziniert von dieser glamourösen Welt, plante berufliche Wanderjahre in den USA und Asien. Da erreichte ihn ein Anruf seiner Mutter: „Hermann, entweder du kommst heim oder ich verkaufe das Hotel.“ Dann legte sie auf. Es gab keine Diskussion. Er musste sich entscheiden.

 

Hermann Bareiss, der heute 70 Jahre alt wird, erzählt gelassen und fast nüchtern von jener Situation, die ihn als 22-Jährigen allerdings „gewaltig getroffen“ habe. Der Sohn kam nach Hause zurück. Zumal er schnell erkannte, dass seine Mutter aus gesundheitlichen Gründen das 80-Betten-Hotel nicht mehr allein führen konnte. 1951 hatte Hermine Bareiss das „Kurhotel Mitteltal“ mit 25 Betten eröffnet. Eine bemerkenswerte Leistung für eine junge Witwe. Ihr Mann, der Mitteltaler Förster Jakob Bareiss, war 1945 in den letzten Kriegswochen gefallen, die Kinder Heide und Hermann wuchsen ohne Vater auf. Ihr Sohn wusste, dass er sich gegenüber einer starken Mutter behaupten musste.

Als Handlanger, das stellte er ihr gegenüber klar, sei er nicht gekommen. Nach wenigen Jahren und etlichen Auseinandersetzungen war er es diesmal, der die Mutter vor die Wahl stellte. 1973 übergab sie dem 29-Jährigen schließlich das Hotel und die alleinige Leitung.

Den autoritären Führungsstil seiner Mutter lehnt Bareiss ab

„Meine Mutter war eine sehr energische, bei Mitarbeitern manchmal auch gefürchtete Frau“, erzählt Hermann Bareiss. Sie war, wie alle Unternehmer damals, autoritär. „Das wird nie mein Führungsstil“, entschied der Junior. Bei den Mitarbeitern warb er um Verständnis für die Gründerin des Hotels, um Respekt vor ihrer Lebensleistung. „Wir müssen uns auf sie einstellen, nicht sie auf uns“, gab er als Devise aus. Das funktionierte: bis in die 1990er Jahre war die Seniorin im Hotel präsent und führte ihr „Lädle“, die Geschenkboutique. 1996 starb sie mit 83 Jahren. Ihr Motto lebt weiter: „Für den Gast gibt es kein Nein.“

Das gilt heute umso mehr, als das „Bareiss“, Kategorie Fünf Sterne Luxus Superior, als eines der beliebtesten Ferienhotels Europas gilt: der Drei-Sterne-Koch Claus Peter Lumpp zieht die Gourmets an, auch die Kinderwelt mit eigener Küche, Gemüsegarten und Tipi-Zelt ist bemerkenswert. Bewusst habe er das Haus bereits Ende der 70er Jahre als reines Ferienhotel ausgerichtet, sagt Bareiss. Und sich doch noch aufgemacht in die weite Welt. Seine Exkursionen führten ihn in die besten Häuser in Europa und Fernost. „Man kann viel lernen bei der Konkurrenz, sofern die Häuser besser sind als unseres“, erläutert der Patron. Eines sei ihm dabei jedoch klar geworden – als Familienunternehmen könne er bei den Materialschlachten der pompösen Hotels nicht mithalten. Deshalb habe sich das „Bareiss“ darauf konzentriert, den Gästen ein „Ferienzuhause mit Herzlichkeit und Atmosphäre“ zu bieten. Ein Konzept, das aufzugehen scheint – 80 Prozent der Gäste sind Stammkunden.

Ein „Schwarzwälder mit Leib und Seele“

Bareiss sagt von sich, er sei Mitteltäler und Schwarzwälder mit Leib und Seele. Seine Heimatliebe und der Wunsch nach Verbesserungen sind es, die Hermann Bareiss antreiben: Viele Projekte hat er mit angestoßen, unterstützt, finanziert. Vor 25 Jahren hat er einen Verein zur Förderung des Branchennachwuchses in der gehobenen Gastronomie und Hotellerie gegründet. Das bundesweit einmalige Modell an der Landesberufsschule in Bad Überkingen bietet Abiturienten zusätzliche Qualifikation während ihrer Ausbildung zum Koch oder zur Restaurantfachkraft.

Gemeinsam mit der Gemeinde und dem damaligen Bürgermeister Norbert Beck machte er sich für den „Baiersbronner Wanderhimmel“ stark, mit zertifizierten Wanderwegen und bewirtschafteten Hütten. Die Liste lässt sich fortsetzen: Bareiss ist Gründungssponsor des Schwarzwald-Musikfestivals, aber auch Mitinitiator eines Landschaftspflegeprojekts mit Hinterwälder Rindern, einer vom Aussterben bedrohten Haustierrasse. Der 1789 erbauten Morlokhof rettete der Hotelier vor dem Verfall, der Hof wird inzwischen für Feste und Veranstaltungen genutzt.

Für die Geburtstagsfeiern des 70-jährigen Jubilars ist er allerdings viel zu klein. Hermann Bareiss feiert tagsüber mit seinem Freund, dem EU-Kommissar Günther Oettinger und rund 300 Gästen, am Abend dann mit allen Mitteltälern in der Weißenbachhalle, am Samstag mit den Hotelgästen, am Sonntag erneut mit rund 600 Bareissianern, Mitarbeitern und Ehemaligen. Ans Aufhören denkt der hochgewachsene Jubilar nicht, dennoch hat er seine Nachfolge vorbereitet.

Seit 2009 ist sein Sohn Hannes als Geschäftsführer im Unternehmen. Dass er und der Junior häufig unterschiedlicher Auffassungen seien, gibt Hermann Bareiss unumwunden zu. Gleichwohl gelte es, bei Diskussionen den Respekt vor dem Gegenüber zu wahren. Und weil sie sich an diese Spielregeln hielten, betont er, hätten sie sich noch nie wirklich gestritten. Darüber sei er sehr glücklich, wohl wissend, dass dies nicht selbstverständlich ist.