Manchmal werden aus Fußball-Torhütern nach deren Karriere Journalisten – Timo Hildebrand, mit dem VfB Stuttgart 2007 deutscher Meister, stellt seine Gespräche mit bekannten Stuttgartern auf mehreren Kanälen ins Netz. Kürzlich hat er sich mit VfB-Sportdirektor Sven Mislintat unterhalten und der hat ihm so einiges verraten.

Sport: Jürgen Kemmner (jük)

Stuttgart - Seine Haare sind für ihn ein kleines Heiligtum – womöglich würde Sven Mislintat leidenschaftlich darüber streiten, wer den extravaganten Look der schulterlangen, glatten Haare sowie dem nicht ganz blickdichten Vollbart erfunden hat: Anton „Toni“ Hofreiter, der Chef der Grünen-Fraktion im Bundestag oder eben er, Sven Mislintat, der Sportdirektor des VfB Stuttgart. „Was meinen Haarschnitt angeht, den lasse ich durch äußere Einflüsse nicht beeinflussen“, sagt der 46 Jahre Mann, der in Kamen geboren wurde, im Gespräch mit Timo Hildebrand auf dessen Facebook-Account. Der ehemalige VfB-Torhüter wollte wissen, ob sich Mislintat die Haare abschneiden lassen würde, sollte der VfB nach dieser Saison den Wiederaufstieg in die Bundesliga vollzogen haben.

 

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Es soll ja vorkommen, dass ehemalige Torhüter ins Fach des Journalisten wechseln – Timo Hildebrand versucht sich darin, auf Facebook stelle er regelmäßig „Timos Bankgeflüster“ ins Netz, dabei unterhält er sich in hübschen Filmchen mit Menschen, die in Stuttgart bekannt sind. Nun war eben Sven Mislintat dran, der erst auf dem Marienplatz mit Hildebrand ein Eis „schlotzen“ und sich später auf der Karlshöhe ein erfrischendes Getränk genehmigen durfte. Dabei erzählte der Westfale von seinen Anfängen als Fußball-Scout, als er mit 26 für Sport-Analytics jobbte und er so in die Szene kam, wo er 2006 bis 2017 bei Borussia Dortmund als Chefscout unter Vertrag stand und danach von 2017 bis 2019 für den FC Arsenal aus London Spiele beobachtete.

Charakterliche Eignung ein wichtiger Aspekt

„Dabei sind viele Aspekte wichtig“, verrät Mislintat, „die musst natürlich die Spieler live beobachten, du musst Videos von ihnen sichten, du musst ihre Spieldaten analysieren und schließlich musst du sie persönlich kennen lernen – denn es ist extrem wichtig, dass der Kerl auch charakterlich in deine Mannschaft passt.“ Sein Job beim VfB teilt sich daher auf in Zeiten, in denen er die Profis im Training beobachtet, in denen er im Büro seinen Aufgaben nachgeht und in Reisetage, wo er potenzielle Kandidaten unter die Lupe nimmt. „Die Entscheidung, wer verpflichtet wird“, erzählt er, „fällt zwischen Sportvorstand Thomas Hitzlsperger, Trainer Tim Walter und mir.“

Im Gespräch mit Hildebrand plaudert Mislintat über die neue Spielphilosophie des VfB, bei der sich auch die Innenverteidiger im Spiel nach vorn einbringen, über seine Beweggründe, auf den Cannstatter Wasen zu kommen sowie die Fankultur beim Traditionsverein VfB Stuttgart und darüber, welche Ecken er in Stuttgart schon kennengelernt hat außer dem Trainingsgelände des Zweitligisten. Und letztlich verrät Sven Mislintat sein besonderes Verhältnis zu seiner Frisur – bleibt nur noch abzuwarten, wer die Erstrechte für diesen Look für sich beanspruchen kann: der VfB-Sportdirektor Mislintat oder der Grüne Toni Hofreiter.