Alle Jahre wieder beglückt der kleine Lord das TV-Publikum zu Weihnachten mit seiner Gutherzigkeit. Der Darsteller des kleinen Lord Fauntleroy, Ricky Schroder, ist leider nicht so gut gealtert wie der Film. Seine provokanten Aktionen irritieren viele.

Los Angeles - An Lord Fauntleroy führt kein Weg vorbei. Zwei Musicals, drei Serien und zehn Filme wurden aus dem Kinderbuch von Frances Hodgson Burnett gemacht. Zuletzt 2012 die weibliche Variante „Die kleine Lady“ mit Christiane Hörbiger und Veronica Ferres. Doch keine Version ist so populär wie die aus dem Jahr 1980 mit Ricky Schroder als Lord Fauntleroy und Alec Guinness in der Rolle des Earl von Dorincourt.

 

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Seit 1982 läuft die herzerwärmende Geschichte des kleinen Cedrics, der aus seinem bösen Großvater einen besseren Menschen macht, alle Jahre wieder zu Weihnachten im deutschen Fernsehen. Diesmal am 17. Dezember (ARD, 20.15 Uhr) und 26. Dezember (ARD, 15.05 Uhr). Einschaltquoten von zuletzt 21,7 Prozent und der vorweihnachtlichen Rührseligkeit der Zuschauer sei Dank.

Zwei Festnahmen wegen häuslicher Gewalt

So zeitlos die Geschichte, der kleine Lord selbst ist nicht ganz so gut gealtert. Vor allem in den vergangenen Jahren machte Ricky Schroder immer wieder negative Schlagzeilen. 2019 wurde der einstige Kinderstar innerhalb weniger Wochen zweimal wegen häuslicher Gewalt festgenommen. Seine Freundin gab ihm beide Male einen Blankoscheck. Ein Missverständnis, ihr Fehler, gab sie zu Protokoll.

Landesweit unbeliebt machte sich Schroder dann 2020, als bekannt wurde, dass er einen Teil der Kaution für den 17-jährigen Kyle Rittenhouse bezahlt hatte – immerhin 150 000 von insgesamt zwei Millionen Dollar. Rittenhouse war schwer bewaffnet aus dem Nachbarstaat Illinois nach Wisconsin gefahren, um nach den Anti-Rassismus-Demonstrationen in Kenosha „Geschäfte vor Plünderern zu schützen“ – und hatte dabei zwei Menschen erschossen und einen schwer verletzt. Wofür ihn ein Gericht zum Entsetzen vieler Amerikaner freisprach.

Todesdrohungen via Twitter

„Vielen Dank an alle, die ein mordendes Kind wieder rausgelassen haben? Dieser Junge hat zwei Menschen getötet und einen anderen schwer verletzt. Ricky Schroder? Wer hätte gedacht, dass er so bösartig sein kann?“, twitterte die US-Schauspielerin Bette Midler. Auch Todesdrohungen erhielt Schroder nach eigener Aussage. Woraufhin der 51-Jährige ein Bild postete, das ihn auf seiner Veranda zeigt, in der rechten Hand ein Gewehr, bereit, feindlich gesinnte Besucher in Empfang zu nehmen.

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Auch die Pandemie förderte nicht Schroders beste Seiten zutage. Auf die Entwicklung zum rechten Patrioten folgte – als Corona in den USA plötzlich zu einer Frage der politischen Gesinnung wurde – die Wandlung zum Coronaleugner und Impfgegner. Der Rockband Foo Fighters warf er Impfpropaganda vor, als diese im vergangenen Juni ankündigten, in der kalifornischen Kleinstadt Agoura Hills ein Konzert vor vollständig geimpften Publikum zu geben.

Knatsch mit den Foo Fighters

An den Frontmann der Foo Fighters und einstigen Nirvana-Schlagzeuger Dave Grohl gerichtet, schrieb Schroder: „Dave Grohl ist ein ignoranter Punk, der eine Ohrfeige braucht, weil er Diskriminierung unterstützt. Unwissenheit gibt es in allen Formen und Größen. Kurt Cobain lacht dich, Dave, zusammen mit Millionen von Patrioten aus, du Dummkopf.“ Auch unter den Demonstranten vor dem Konzertsaal, die der Band „eine neue Art der Rassentrennung“ vorwarfen, wurde er gesichtet.

In den sozialen Netzwerken postet Schroder absurdeste Verschwörungen, Bill Gates, Mikrochips, Impfstoff im Spinat und Kopfsalat: das volle Programm. Zuletzt veröffentlichte er ein Video auf Facebook, in dem er einen Costco-Mitarbeiter beschimpft, der ihn nicht in den Supermarkt ließ, weil sich Schroder weigerte, eine Maske zu tragen.

Empörung auf der einen, Beifall auf der anderen Seite

Auch diesmal war das Echo verheerend – wobei sich Schroder bei der derzeitigen Spaltung der Vereinigten Staaten sicher sein kann, dass die Hälfte des Landes begeistert Beifall klatscht, wenn sich die andere Hälfte empört. Kurz darauf tauchte in der US-Version von Wikipedia in der Liste von Schroders Filmen ein weiterer Eintrag auf: ein Reality-Drama mit dem Titel „Wütender Mann ohne Maske kündigt seine Costco-Mitgliedschaft“.

Es dürfte Schroders letzte Rolle im liberal geprägten Hollywood gewesen sein.

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