Indien verlangt den Koh-i-Noor, einen der berühmtesten Diamanten der Welt, zurück. Ein Prozess um die Rückgabe des Edelsteins, der die britische Krone ziert, beginnt jetzt vor dem Londoner High Court.

Korrespondenten: Peter Nonnenmacher (non)

London - Vom Britischen Museum wollen die Griechen ihre Elgin Marbles wieder haben, die Türken ihre Samsat-Stele und die Iraner den Cyrus-Cylinder, eine kostbare Schrifttafel aus Babylon. König Iguru aus Uganda fordert einen Thron vom Universitätsmuseum Oxford zurück und im Victoria and Albert Museum hängt ein Kinderkopf aus dem Sidamara-Sarkophag, den Ankara ebenfalls zurück will.

 

Der Vorwurf des historischen Kunstraubs ist für britische Museen also nichts Neues. Aber nicht nur die renommierten Sammlungen kommen immer wieder unter Druck. Auch Königin Elizabeth II. und die ihren haben Probleme. Indien verlangt den Koh-i-Noor, einen der berühmtesten Diamanten der Welt, zurück. Ein Prozess um die Rückgabe beginnt jetzt gerade vor dem Londoner High Court, just da man im Königreich den roten Teppich für den indischen Regierungschef Modi ausrollt.

Koh-i-Noor heißt „Berg des Lichts“

Der Koh-i-Noor, muss man wissen, war zur Zeit als er in der Gegend von Andrah Pradesh gefunden wurde, mit 793 Karat der größte bekannte Diamant. Das war im 13. Jahrhundert. In der Folgezeit wanderte er, im Besitz von Mogulen und Maharadschas, zwischen Indien, Persien und Afghanistan hin und her. Mal schmückte er als Auge einer Hindu-Göttin einen Tempel, mal zierte er den Pfauenthron eines Kaisers. Bis er im 19. Jahrhundert der British East India Company in die Hände fiel. Auf der HMS Medea wurde der Koh-i-Noor – der „Berg des Lichtes“ – 1850 nach London verfrachtet und Queen Victoria als Präsent übergeben.

Schon zuvor war das gute Stück mächtig zugeschliffen worden. Unter Prinz Albert wurde es zwecks größerer Strahlkraft noch weiter, auf 106 Karat, reduziert. Für Königin Alexandra, Victorias Tochter, schuf man eine neue Krone, speziell mit dem Koh-i-Noor. Nur zu besonders festlichen Anlässen wird diese Krone getragen, die verstorbene Mutter der Queen trug sie 1937 bei ihrer Krönung. Sie wird mit den anderen Kronjuwelen aufbewahrt. Nun fordert Indien, dass der Diamant, der 100 Millionen Pfund wert sein soll, aus der Krone gebrochen wird und „nach hause“ zurück kehrt. Diesem Zweck dient der im High Court angesagte Prozess.

Premier Modi wird wohl zu gute Manieren haben, um bei seiner Visite diese Woche den Koh-i-Noor zu erwähnen. Dagegen hat sich David Cameron, sein Gastgeber, schon vor zwei Jahren zu dieser Frage geäußert. Eine Rückgabe komme überhaupt nicht in Frage, meinte der britische Regierungschef damals: „Wenn wir erst einmal Ja sagen, ist als nächstes gleich das ganze Britische Museum leer.“