Während die Welt die Fußball-WM in Russland feiert, nehmen die Kämpfe zwischen Armee und Separatisten in der Ostukraine zu. Die Angst vor einer Eskalation geht um, das Leiden der Menschen verschärft sich. Ein Besuch in der Frontstadt Avdiivka.

Kiew - Maruschas Bärchen ist eine Bärin geworden, die Beute reißen will. Alina Kosowskas Kinderkopf verschwand 2015 mit ihren nur 16 Jahren noch unter dem Stahlhelm, als sie in einem geheimen Camp des Freiwilligenbataillons „Marusias Bären“ außerhalb Kiews Liegestütze machte. Damals noch ein Kindergesicht, Wangen, die erröteten, wenn jemand das Wort an sie richtete: Alles in allem ein Mädchen, dem Erwachsene das Rauchen verbieten würden, geschweige denn das Schießen. Aber im Krieg, sagte Kosowska damals, müsse jeder tun, was möglich ist. Koswoska marschiert beim Wiedersehen drei Jahre später wie ein Marschall durch die Ruinen von Avdiivka. Ihre Wangen röten sich noch immer, wenn sie etwas gefragt wird. Kosowska zeigt zunächst ihre Wohnung in einem intakten Plattenbau. Es hängen zwei Bilder an der Wand. Eines zeigt sie als Nachwuchstalent für rhythmische Gymnastik in ihrem Sportinternat in Kiew vor der Maidanrevolution 2014. Auf dem anderen richtet die heute 19-Jährige 2016 ihr Gewehr auf den Feind. Ob sie in den vergangenen Jahren viele Menschen getötet hat? „Ich hoffe es“, sagt sie.