Mit „Der Hobbit: Die Schlacht der fünf Heere“ tischt Peter Jackson einen gigantischen Showdown ohne Maß und Pause auf. Letztlich betäubt der Film den Zuschauer eher als dass er ihn mitnimmt.

Stuttgart - Wehe, es kommt einer ins Kino, der nicht die vorigen beiden „Hobbit“-Filme von Peter Jackson gesehen und auch noch gut im Gedächtnis hat. Einem Unwissenden muss schwindlig werden beim Versuch, sinnvoll zu ordnen, was ihm in „Der Hobbit: Die Schlacht der fünf Heere“ vom Fleck weg in 3-D um die Ohren fliegt. Zum Beispiel ein riesiger Drache, der Anflug um Anflug Feuer über einer mittelalterlichen Stadt erbricht, bis jedes Haus lichterloh brennt. In den Gassen und auf den Kanälen flüchten, jammern, sterben, kämpfen Gestalten, deren Beziehungen untereinander wir kennen sollten, und aus der Ferne schauen andere zu, deren Motive auch nicht mehr dargelegt werden.

 

Denn der Schnitt zwischen dem Vorgängerfilm „Der Hobbit: Smaugs Einöde“ und diesem ist einer mitten in die Bewegung hinein, in den Flug des Drachens. Noch extremer als die Teile des erfolgreichen Kinozyklus’ „Die Tribute von Panem“ verweigert sich der Abschluss von Jacksons „Hobbit“-Trilogie allen dramaturgischen Ansprüchen, die man an einen Einzelfilm stellen darf. Denn dies will nur der Teil eines größeren Werks sein, der Showdown nämlich. Will heißen, die 144 Minuten dieses Films entsprechen in Tempo, Wucht, Materialaufwand, hemmungslosem Ansturm auf den Zuschauer den letzten 30 Minuten eines herkömmlichen Actionfilms.

Im Einzelnen schön, in der Masse ermüdend

Der Zauberer Gandalf (Ian McKellen) und ein Trupp kriegerischer Zwerge hatten den friedlichen Hobbit Bilbo Beutlin (Martin Freeman) einst gebeten, ihnen dabei zu helfen, eine Zwergenstadt und eine Zwergenschatz tief in einem Berg vom Drachen Smaug zurückzuerobern. Das ist nun gelungen, weshalb Smaug zu Filmbeginn umhertobt.

Von da an passieren vor allem zwei Dinge: im Inneren des Berges verfällt Thorin (Richard Armitage), der Anführer der Zwerge, demselben mörderischen Besitzwahn wie zuvor der Drache. Und draußen treffen die Armeen des Titels aufeinander: Menschen, Zwerge, Elben und gleich zwei Heere übelster Finsterkreaturen. Das wird zu einer Orgie des Reißens, Stoßens, Köpfens, Fechtens und Hämmerns, die im Einzelnen mit ihrem Realismus des Bizarren zum Schönsten gehört, was das Abenteuerkino je zu bieten hatte, was in der Masse aber ermüdet und erschöpft. Jackson will dem zwar entgegenwirken, indem er die Tonart jeweils leicht variiert, mal den Humor, mal die Grimmigkeit in den Vordergrund stellt, mal eine Szene wie das Zitat eines Jump-and-Run-Spiels am Computer wirken lässt, um dann wieder mit Pathos den Opfertod wahrer Helden zu feiern. Trotzdem betäubt dieser Film den Zuschauer eher als dass er ihn mitnimmt.

Sehnsucht nach anderen Szenarien

Schon Jacksons dreiteilige Tolkien-Verfilmung „Der Herr der Ringe“ zeigte dieses Problem: so fantasie– und kunstvoll wurde kurz mal das normale Leben in Mittelerde vor uns ausgebreitet, dass die folgende Konzentration auf Kampf und Zerstörung, die düstersten Winkel und gräulichsten Gefilde Sehnsucht nach anderen Szenerien auslöste. Auch im „Hobbit“ wird man nach dem gefühlt hunderttausendsten toten oder halbtoten Ork innerlich fahnenflüchtig und ruft Bilder von Bilbos Heimat ins Gedächtnis. Peter Jackson aber plant das große Gesamtkunstwerk: Er will noch einmal alle sechs Teile von „Der Hobbit“ und „Herr der Ringe“ so umschneiden, dass man sie als monumentalen Gesamtfilm in einem Kraftakt schauen kann.

Der Hobbit: Die Schlacht der fünf Heere. USA 2014. Regie: Peter Jackson. Mit Ian McKellen, Martin Freeman, Richard Armitage, Evangeline Lilly, Lee Pace, Benedict Cumberbatch. 144 Minuten. Ab 12 Jahren. Ab Mittwoch in Stuttgart im Cinemaxx Mitte und SI, Gloria, Metropol, Ufa, OF Corso