Pfeiffersches Drüsenfieber ist eine tückische Krankheit. Was steckt hinter dieser Krankheit, wie erkennt man sie und was kann man dagegen tun? Heiko Striegel, der Mannschaftsarzt des VfB Stuttgart, klärt auf.

Sport: Jürgen Frey (jüf)

Stuttgart - Das Pfeifersche Drüsenfieber kann jeden treffen – Normalsterbliche wie perfekt austrainierte Athleten, wie zum Beispiel den Göppinger Handballstar Ivan Sliskovic. Viele Sportler hat diese tückische Krankheit schon die Karriere gekostet – etwa den Fußballer Olaf Bodden. Was steckt dahinter?

 

Herr Striegel, wie häufig kommen Sie mit Sportlern in Kontakt, die am Pfeifferschen Drüsenfieber leiden?

Das geschieht mehrmals im Jahr. Wobei man sagen muss: Getarnt als normale Grippe hinterlässt das Eppstein-Barr-Virus (EBV) seine Spuren oft unerkannt. Die eigentliche Infektion kann drei Monate oder auch fünf Jahre zurückliegen. Im Blut von 90 Prozent der erwachsenen Bevölkerung dokumentieren spezifische Antikörper ihre Durchreise. Enttarnt wird dieser nur 0,002 Millimeter große Eindringling, der die als Pfeiffersches Drüsenfieber bekannte infektiöse Mononukleose (IM) auslösen kann, jedoch häufig bei Leistungssportlern.

Warum?

Weil bei Menschen, die nicht auf eine maximale körperliche Leistungsfähigkeit angewiesen sind, eine Enttarnung des Eppstein-Barr-Virus meist ausbleibt. Sie haben dann eben ihre Grippe und in Wirklichkeit war es eine infektiöse Mononukleose. Statt der für IM typischen Symptome wie Fieber, Rachenentzündung und geschwollenen Lymphknoten tritt oft ein undifferenziertes Krankheitsbild mit Kopf- und Gliederschmerzen, Übelkeit, geschwollenen Mandeln und einer unerklärlichen, anhaltenden Schlappheit auf.

Sind Hochleistungssportler denn gefährdeter als andere?

Es ist zwar nachgewiesen, dass das Immunsystem von Hochleistungssportlern nach einer extremen Belastung angreifbarer ist, aber grundsätzlich heißt die Antwort nein. Im Gegenteil. Sportler erkranken ja auch seltener an Krebs, weil sie durch ihr regelmäßiges Training ein intaktes Immunsystem haben.

Für das Pfeiffersche Drüsenfieber gibt es keine Therapie?

Nein. Eine Impfung gibt es nicht. Antibiotika helfen nur bei bakteriellen Infekten. Das Virus muss durch das eigene Immunsystem vertrieben werden. Sportler müssen, auch wenn’s meistens sehr schwer fällt, die Nerven behalten, Geduld aufbringen und eine Pause einlegen.

Und Sie als Arzt wachsam sein?

Man muss bei einem Sportler, der sich müde fühlt und über ungewöhnliche Schmerzen klagt, das Pfeiffersche Drüsenfieber immer auf der Rechnung haben.

Ist man nach Ende der Krankheit wieder vollkommen gesund?

Ja, die Wahrscheinlichkeit, nochmals am Pfeifferschen Drüsenfieber zu erkranken, ist viel geringer, als bei einem Menschen, der noch nicht daran erkrankt war.

Das ist das Pfeiffersche Drüsenfieber

Das Pfeiffersche Drüsenfieber, auch infektiöse Mononukleose (IM) genannt, ist eine relativ häufige Viruserkrankung. Auslöser ist das Epstein-Barr-Virus (EBV). Fieber und Lymphknotenschwellungen gehören zu den Leitsymptomen des Pfeifferschen Drüsenfiebers. An Pfeifferschem Drüsenfieber kann man in jedem Alter erkranken, am häufigsten tritt die Erkrankung zwischen dem 15. und 35. Lebensjahr auf. Schätzungen zufolge sind in Westeuropa über 90 Prozent der Menschen unter 30 mit dem Epstein-Barr-Virus infiziert. Die Ansteckung erfolgt in erster Linie durch Speichelkontakt, wie es zum Beispiel beim Küssen der Fall ist. Aber auch, wer aus demselben Glas wie ein Infizierter trinkt oder die gleiche Gabel benutzt, kann sich anstecken Die Ansteckung erfolgt in erster Linie durch Speichelkontakt.

Diese Sportler sind schon daran erkrankt

Einige Beispiele für erkrankte Sportler: Olaf Bodden, Markus Babbel, Hannes Wolf, Celia Okoyino da Mbabi (Fußball), Ingo Schultz, Nils Schumann, Martin Buß, Nico Motchebon (Leichtathletik), Ronny Ackermann (nordische Kombination), Thomas Hellriegel, Natascha Badmann (Triathlon), Mark Cavendish (Radsport), Roger Federer, Barbara Rittner, Andy Roddick, Rainer Schüttler (Tennis).