Der MH-17-Abschuss Putins eiskaltes Kalkül
Der MH-17-Abschuss zeigt: Moskau kalkuliert in seiner Außenpolitik auch zivile Opfer ein. Der Westen sollte sich über die Haltung Wladimir Putins keine Illusionen machen, kommentiert Ulrich Krökel.
Der MH-17-Abschuss zeigt: Moskau kalkuliert in seiner Außenpolitik auch zivile Opfer ein. Der Westen sollte sich über die Haltung Wladimir Putins keine Illusionen machen, kommentiert Ulrich Krökel.
Den Haag - 298 leere Stühle standen am Wochenende vor der russischen Botschaft in Den Haag. Aufgestellt von Menschen, die im Juli 2014 ihre Angehörigen verloren, weil eine russische Rakete über der Ost-Ukraine einen Passagierjet vom Himmel holte. Jetzt läuft in den Niederlanden ein Prozess gegen vier Milizenführer. Die Beweislage gegen die mutmaßlichen Massenmörder ist erdrückend – auch wenn nicht geklärt ist, wer den Auslöser betätigte. Am Prozess nehmen die vier allerdings nicht teil, weil die russische Führung sie schützt.
Der russische Präsident Wladimir Putin ist davon überzeugt, in der Ukraine einen gerechten Krieg im Interesse seiner Nation zu führen. Kollateralschäden wie der Tod von zivilen Flugpassagieren sind danach nicht zu vermeiden. Es ist deshalb undenkbar, dass der Kreml sich für die MH-17-Toten in einer ähnlichen Weise entschuldigt, wie der Iran dies nach dem versehentlichen Abschuss eines ukrainischen Jets tat. So etwas tun aus Putins Sicht nur Schwächlinge. Seine Devise lautet: Krieg ist Krieg, und russische Militärs begehen keine Fehler. Das ist eiskalt und unmenschlich. Deshalb sollte sich niemand etwas vormachen: Wer auf russische Humanität hofft, wird enttäuscht werden.