Günstig, sparsam und very British: Kaum ein Fahrzeug genießt einen derartigen Kultstatus wie der legendäre Mini aus England. Am 18. August 1959 rollte in Birmingham der erste Mini vom Band. Eine Erinnerung an vergangene Glanzzeiten des britischen Designs.

Bauen/Wohnen: Tomo Pavlovic (pav)

Stuttgart - Großbritannien? Da denkt man inzwischen nur noch an die Brut der Queen, Boris Johnson und den Brexit. Königlicher Knatsch und kapitale Krise. Mit der Zeit liegt einem das schwer im Magen wie ein opulentes englisches Frühstück mit gebackenen Ketchupbohnen.

 

Der Darling der Stars

Erinnert sich eigentlich noch jemand an den Begriff „Cool Britannia“? Nein? Kein Wunder. Das Wortspiel haben seinerzeit die Berater des Premiers Tony Blairerfunden, um Großbritanniens Führungsrolle in der Kunst, in Architektur und Design hervorzuheben, was in den 90ern, dem Jahrzehnt von Britpop, Norman Foster, John Galliano und Jasper Morrison, niemand wunderte. Großbritannien war tatsächlich cool. Damals. Und die Künstler, Modeschöpfer und Designer waren Kinder im Geiste einer anderen Dekade, die wie kaum eine andere Zeit für Freiheit und Kreativität stand. In den „Swinging Sixties“ erlangten die Beatles, das Magermodel Twiggy, die Minirock-Erfinderin Mary Quant und Schauspieler wie Peter Sellers, David Hemmings oder Michael Caine Weltruhm. Und sie alle posierten im britischen Volkswagen, dem Mini. Der knuffige Kleinwagen mit den süßen Rundscheinwerfern und dem breiten Motorgrill rollte 1959, also vor genau 60 Jahren vom Band in Birmingham.

Fotogene Designikone

Bis heute ist der klassische Mini eine fotogene Designikone. Entworfen hatte das Auto Alec Issigonis, ein englischer Ingenieur mit griechischen Wuzeln, der bei der British Motor Corporation (BMC) arbeitete. Der nur 3,05 Meter kurze Mini war die Antwort der britischen Fahrzeugindustrie auf die Suez-Krise. Bei BMC wollte man einen preiswerten und sparsamen Kleinwagen konstruieren – und Issigonis lieferte einen Welthit. Mit seinen 34 PS, vier Zylindern und 848 Kubikzentimetern Hubraum avancierte der Mini schnell zum Liebling der Massen – und der Künstler. David Bowie wünschte sich den Autozwerg in verchromter Ausführung, John Lennon kaufte einen, obwohl er keinen Führerschein besaß. Als im Oktober 2000 in Birmingham der letzte Mini von der Montagelinie fuhr, war das Gejammer groß. Weit mehr als fünf Millionen Exemplare wurden verkauft. 2001 entstand unter dem Eigentümer BMW eine Neuauflage des Mini: der MINI. Auch dieses Modell, ein formvollendetes Zitat des Klassikers, ist ein Verkaufserfolg. Die Legende lebt. Und die verblassende Erinnerung an Cool Britannia.