Reportage: Robin Szuttor (szu)

Stockhammers Studentinnen in Pforzheim sind nicht viel älter. Sein Ziel: das Individuelle aus jedem rausholen. Nicht wie Vivienne Westwood in Berlin alle auf den eigenen Kurs führen, sodass jedes Jahr 20 kleine Westwoods die Hochschule verlassen. „Und sollte sich hier herausstellen, dass jemand eher für Modemarketing als für Design geeignet ist, dann ist das auch gut.“ Aus bis zu sechs Mal so vielen Bewerbern, fast nur Frauen, werden jährlich 15 bis 20 Studenten neu aufgenommen.

 

Er hat ihnen was mitgebracht vom Himalaja, wo er jetzt ein Semester lang die Mode erforschte. Dass man dort ein paar Mal im Jahr sein Festtagsgewand rausholt, war nicht neu, das kennt er aus Oberbayern. Doch bei den asiatischen Bergvölkern hängt oft die ganze Altersvorsorge dran – Perlen und Silbermünzen. Männer sind dort die schillernden Figuren: ihr Kopfschmuck, der an Kakadus erinnert, die Stehplissees, die bunten Bommeln am Ohr, die auch gut als Deko für einen Amarena-Becher passen würden. „Trotzdem wirken sie niemals unmännlich.“

Alte Frauen tragen ihre dunkle Alltagstracht, dazu Turnschuhe mit lila Schnürsenkeln. Sehr cool und sehr heutig. Die Mönche in Ladakh haben ihre roten Kutten, „aber jeder schafft sich einen ganz persönlichen stylischen Look“. Mit einem New-York-Yankees-Basecap, einer nicht ganz echten Versace-Spiegelsonnenbrille oder einer North-Face-Daunenjacke im passenden Farbton. Oder sei es nur durch die eigenwillige Art, den Schal zu binden. Westliche Hairextensions sind geradezu lächerlich gegen die meterlange, schwere asiatische Version aus Yakwolle, die zu einem Art Spinnennetz verwoben wird. Dazu passen gut hellgrüne Crogs.

„In den Bergen habe ich Typen gesehen, da war modisch alles falsch, was man falsch machen kann. Trotzdem sah es total cool aus. „Bei einem Europäer würde das nie funktionieren“, sagt Stockhammer. Das ist natürliche Lässigkeit ein paar Tausend Meter über dem Meeresspiegel. Schönheit ohne Mode, das funktioniert im Himalaya.