Kornwestheim Der erste Web-2.0-Krimi Deutschlands ist im Kornwestheimer Techmoteum gestartet. Von Gaby Mayer-Grum

Kornwestheim Der erste Web-2.0-Krimi Deutschlands ist im Kornwestheimer Techmoteum gestartet. Von Gaby Mayer-Grum

Das erste Opfer ist ein Verwaltungsmitarbeiter: Alexander Mitsch, Bauamtsleiter in Neckarstadt, wird mit einer Harpune erstochen. Für die reichlich ungewöhnliche Mordwaffe hat sich der Kornwestheimer Journalist Peter Welchering, der im Techmoteum auf dem Wilkin-Areal ein Studio betreibt, gemeinsam mit Teilnehmern eines Seminars für kreatives Schreiben entschieden. Welchering ist der Autor der Geschichte "Mail-Mord in Neckarstadt", die ihm zufolge der erste Web-2.0-Krimi Deutschlands werden soll. Das heißt: Alle Internet-Nutzer sind aufgefordert, an der Handlung mitzubasteln, Ideen und Textteile beizusteuern.

 

Die ersten fünf Kapitel hat Welchering aber in Eigenregie geschrieben, und bei der Lektüre kommt dem Leser der ein oder andere Protagonist verdächtig bekannt vor. So hat Krimi-Figur Peer Wagmann nicht nur zufällig dieselben Initialen wie Peter Welchering, sondern teilt auch dessen Beruf und seine Leidenschaft für Riesling. Den Bürgermeister von Neckarstadt, dem Ort des Verbrechens, hat Welchering - er ist in der Vergangenheit schon mehrfach heftig mit Remsecks Oberbürgermeister Karl-Heinz Schlumberger aneinandergeraten - Karl-Theodor Schlemen genannt. Ihn und seine Mitarbeiter beschreibt der Autor wenig schmeichelhaft: "Zum Chef von 400 unfähigen und faulen Rathausmitarbeitern" habe seine Partei Schlemen gemacht, heißt es etwa in Kapitel zwei.

Trotz aller Ähnlichkeiten: "Die Handlung ist fiktiv", versicherte Peter Welchering gestern beim Projektstart im Gründerzentrum Techmoteum. Nur die Romanidee basiere auf realen Ereignissen: "Datenschutzskandale" in Karlsruhe, Stuttgart und Remseck hätten die Vorlage geliefert. Im Gespräch mit Seminarteilnehmern an der Stiftung Journalistenakademie in München habe das Projekt dann konkretere Formen angenommen. Hauptautor der Geschichte ist aber Welchering, der nicht nur die ersten Kapitel verfasst hat, sondern auch künftig als eine Art Lektor die Ideen und Beiträge der Co-Autoren ordnen und in den Krimi einarbeiten wird - im Zweifelsfall mit Hilfe der Community, wie Welchering sagt: "Entwickeln sich verschiedene Handlungsstränge, diskutieren wir, wie"s weitergeht." Noch ist der Fortgang aber völlig offen, nachdem Krimi-Figur Peer Wagmann im fünften Kapitel in der Garageneinfahrt des Business Centers, in dem er sein Büro hat, den harpunierten Bauamtsleiter Alexander Mitsch findet. Natürlich wird Wagmann von der "unfähigen Beamten-Brut" verdächtigt, etwas mit der Tat zu tun zu haben - schließlich weiß auch der Polizeioberkommissar Michael Gedol, dass die Verwaltung von Neckarstadt ein rotes Tuch für den Journalisten ist.

Ob es sich bei ihm aber wirklich um den Täter handelt, entscheiden die Internet-Nutzer selbst. Etwa 30 Kapitel sind geplant, das erste, das auf Ideen der User basiert, ist Ende Oktober zu lesen. Das Projekt ist auf rund ein Jahr angelegt. Nach seinem Abschluss wird der Kasseler Verlag Publikom Z den Krimi als Buch veröffentlichen, zudem ist ein Hörbuch geplant.

Mitschreiben Seit heute sind die ersten Kapitel des Krimis im Internet zu lesen und zu hören. Mitgeschrieben werden kann unter www.welchering.de.