Von Stadion hat Franz-Bergoglio aber gar nichts. Er reißt nicht die Arme hoch wie sein Vorgänger. Er lächelt nicht einmal. Steif steht er da, ungelenk, er lässt die Schultern hängen, das Brustkreuz hängt schief, gerade mal die rechte Hand hebt er zu einer etwas verhaltenen Begrüßung. Besorgt sieht Franz aus, ernst; ein strenges Gesicht – durch die Brille noch verstärkt – wie der unnahbare Pius XII., dafür eine Statur, die an den populären Johannes XXIII. erinnert. Und dann sagt er einfach: „Brüder und Schwestern, guten Abend!“

 

Natürlich: der spanische Akzent. Vor 76 Jahren in Buenos Aires geboren, ist Bergoglio über Argentiniens Hauptstadt kaum hinausgekommen; Erzbischof ist er dort seit fünfzehn Jahren. Trotzdem galt er schon 2005, nach Johannes Paul II., als „papabile“. Acht Jahre später hat es geklappt.

„Vom anderen Ende der Welt geholt“

Franz fängt an mit einem Vaterunser plus Avemaria für den „emeritierten Bischof von Rom“, für Benedikt XVI., und der riesige Platz betet andächtig mit. Dann stellt er sich selbst auch als Bischof von Rom vor, den die „Brüder Kardinäle vom anderen Ende der Welt geholt“ haben. Dass Bergoglio Papst der Weltkirche und nicht nur Stadtbischof von Italiens Kapitale ist, das kommt in seiner Begrüßungsadresse nicht vor. Von „Brüderlichkeit, Liebe und Vertrauen“ spricht er, von einem „Weg“ der „hoffentlich fruchtbar ist für die Evangelisierung dieser Stadt“.

Bergoglio hatte schwere Lungenprobleme

Schulterzucken auf dem Platz

„Georgum Marium Bergoglio“, ruft Tauran von den Höhen der Loggia auf den Platz hinunter, denn auch der Name des Neuen muss, so weit wie möglich, lateinisch gefasst werden, und alle schauen sich fragend an. Wer soll das sein? Haben Sie von dem schon gehört? Oder Sie vielleicht? Schulterzucken allerseits auf dem Platz. „Der sich den Namen gab: Franziskus.“ Und Tauran geht. Hinter ihm schließt sich der samtrote Vorhang. Und jetzt?

Nach schier endlosen Minuten rollen Arbeiter des Vatikans einen Vorhang über die Balustrade. Ohne Wappen. Ein alles beherrschender weißer Fleck in der Mitte. Ein unbeschriebenes Blatt gewissermaßen. Und wieder schließt sich der Samtvorhang. Doch mittlerweile hat sich in der Menge die Stimmung gedreht. Aus dem Warten entstehen die ersten Sprechchöre: „Francesco, Francesco, Francesco!“ Und ein Italiener in der Nähe sagt: „Die können das aus dem Fußballstadion. Die denken bestimmt an Francesco Totti!“ Dann endlich. 20.22 Uhr. Er kommt. Langsam tritt Jorge Mario Bergoglio aus dem Vorhang. Nicht mehr im Kardinalsrot. Im Papstweiß. Franziskus, Franz, wie auch immer, auf jeden Fall „der Erste“. Denn so populär der heilige Franz von Assisi ist, Italiens Nationalpatron, der Heilige, der zu den Vögeln und den Fischen predigte, zu Bruder Sonne und Schwester Mond, der bewusst Arme, der die reiche Machtkirche des Mittelalters provoziert hat – noch nie hat sich ein Papst nach ihm benannt. Und noch ein Erster ist dieser Franz: noch nie vor Bergoglio saß ein Jesuit auf dem Papstthron.

Steif steht er da, die Schultern hängen

Von Stadion hat Franz-Bergoglio aber gar nichts. Er reißt nicht die Arme hoch wie sein Vorgänger. Er lächelt nicht einmal. Steif steht er da, ungelenk, er lässt die Schultern hängen, das Brustkreuz hängt schief, gerade mal die rechte Hand hebt er zu einer etwas verhaltenen Begrüßung. Besorgt sieht Franz aus, ernst; ein strenges Gesicht – durch die Brille noch verstärkt – wie der unnahbare Pius XII., dafür eine Statur, die an den populären Johannes XXIII. erinnert. Und dann sagt er einfach: „Brüder und Schwestern, guten Abend!“

Natürlich: der spanische Akzent. Vor 76 Jahren in Buenos Aires geboren, ist Bergoglio über Argentiniens Hauptstadt kaum hinausgekommen; Erzbischof ist er dort seit fünfzehn Jahren. Trotzdem galt er schon 2005, nach Johannes Paul II., als „papabile“. Acht Jahre später hat es geklappt.

„Vom anderen Ende der Welt geholt“

Franz fängt an mit einem Vaterunser plus Avemaria für den „emeritierten Bischof von Rom“, für Benedikt XVI., und der riesige Platz betet andächtig mit. Dann stellt er sich selbst auch als Bischof von Rom vor, den die „Brüder Kardinäle vom anderen Ende der Welt geholt“ haben. Dass Bergoglio Papst der Weltkirche und nicht nur Stadtbischof von Italiens Kapitale ist, das kommt in seiner Begrüßungsadresse nicht vor. Von „Brüderlichkeit, Liebe und Vertrauen“ spricht er, von einem „Weg“ der „hoffentlich fruchtbar ist für die Evangelisierung dieser Stadt“.

Bergoglio hatte schwere Lungenprobleme

Bergoglio ringt nach Worten. Aufgeregt ist er. Er atmet schwer, und irgendwo im Gedächtnis taucht die Erinnerung an die ernsthaften Lungenprobleme wieder auf, die damals, 2005, angeblich auch seine Wahl zum Papst erschwert haben. Er beugt sich im Gebet nach vorne, und fast hat es den Eindruck, er würde im nächsten Augenblick von der Balustrade stürzen. Ja, und dann kommt er doch noch mit einem Halbsatz auf die Welt zu sprechen; vor dem Segen „urbi et orbi“ lässt er den Platz, in Stille, für ihn, den neuen Papst beten, und dann spricht er von „Brüderlichkeit für uns und die ganze Welt.“

Der Applaus hält sich in Grenzen. Die Leute auf dem Platz gehen allmählich nach Hause. Noch im Bus fragen sie einander: Wer ist das eigentlich? Und eine italienische Tageszeitung titelt in ihrer Online-Ausgabe: „Seine ersten Worte: gute Nacht und gute Erholung!“