Der Münchener „Polizeiruf 110“ ist weit mehr als eine Krimiserie. Die Folge „Und vergib uns unsere Schuld“ war ein ambitioniertes Kammerspiel.

Stuttgart - Wenn das Ziel des Münchner „Polizeiruf 110“ sein sollte, aus den einzelnen Folgen mit der Zeit ein immer differenzierteres Porträt des charismatischen Hauptkommissars Hanns von Meuffels zusammenzusetzen, dann haben die Verantwortlichen mit der am Sonntag gesendeten zehnten Folge „Und vergib uns unsere Schuld“ den Zuschauern ein weiteres bedeutsames Puzzlestück geliefert. Nach dem mit seiner Herkunft hadernden, an Geschlechtsrollen zweifelnden, misstrauischen, verliebten bekamen sie nun einen mit seiner Verantwortlichkeit kämpfenden Mann zu sehen. Der wertkonservative Ermittler, dem Matthias Brandt sein liebenswürdig-melancholisches Gesicht leiht, hat vor neun Jahren in einem Mordfall eine von über 3000 Spuren übersehen und ein Detail falsch interpretiert. Als der damals Verurteilte sich im Gefängnis das Leben nimmt und ein anderer sich der Tat bezichtigt, muss der Polizist gegen starken inneren Widerstand den Fall wiederaufrollen. Und gerät dabei in eine sehr intime Auseinandersetzung mit seinem Berufsbild und einem von Karl Markovics Furcht erregend gut gespielten, innerlich kranken und zerstörten Täter, der unbedingt bestraft werden möchte.

 

Weit mehr als ein Krimi entsteht so ein    ambitioniertes, hochpsychologisches Kammerspiel. Der aus dem Kino stammende Marco Kreuzpaintner hat Regie geführt, im Hintergrund lenkte wie immer die sensible BR-Redakteurin Cornelia Ackers mit. Drei Männer über fünfzig, der Täter, der Kommissar und der Vater der ermordeten Miriam werden in einem entsetzlichen Dreieck der Schuld miteinander in Beziehung gesetzt. Dass der Begriff hier aufgesplittet erscheint in zahllose Einzelbestandteile, ist mit das Verstörendste in diesem an Abgründen reichen Kunststück.