Der Optikkonzern aus Oberkochen spürt eine Belebung im Geschäft mit Halbleitern. Die Belegschaft in Deutschland ist um 400 gestiegen – Zeitarbeiter wurden fest angestellt.

Stuttgart - Die hohe Nachfrage nach Smartphones und Tablets kommt dem Optikkonzern Carl Zeiss in Oberkochen zugute. Zeiss stellt die Anlagen her, mit denen etwa Speicherchips produziert werden. „Das Halbleitergeschäft hat sich in der zweiten Jahreshälfte wieder belebt“, sagte sich Zeiss-Chef Michael Kaschke bei der Vorlage der Bilanz in Stuttgart. So hätten sich die Halbleiterpreise – die traditionell volatil sind – wieder stabilisiert, in der Folge habe sich auch die Nachfrage nach den Zeiss-Anlagen belebt. In Zahlen stellt sich die Entwicklung so dar: zum Halbjahr musste das Stiftungsunternehmen noch ein sattes Umsatzminus von 18 Prozent verbuchen. Das gesamte Geschäftsjahr (30. September) endete dann mit einem moderaten Umsatzrückgang von drei Prozent. Die Marktbelebung werde die kommenden sechs Monate anhalten, erklärte Kaschke. Eine Prognose darüber hinaus wagt er aber nicht. Große Hoffnungen setzt er in eine neue Technologie – die Extreme-Ultra-Violet-Lithografie (EUV) – die mehr Funktionen bietet und zudem den Energieverbrauch in der Chipproduktion senke, so Kaschke. Ursprünglich war die Serienreife für Ende 2014 angekündigt; doch sie habe sich um rund 18 Monate verzögert.

 

Fortschritte sieht der Zeiss-Chef in der Augenoptik. Nachdem man sich zuletzt von margenschwachem Geschäft getrennt habe, konnte die Augenoptik wieder einen deutlich positiven Beitrag zum Konzernergebnis leisten, so Kaschke. Chancen sieht er für diesen Bereich in aufstrebenden Ländern wie China. Mit zunehmendem Wohlstand würde dort die Nachfrage nach Brillen steigen, meinte er. Zeiss produziert nicht nur, sondern hat Entwickler vor Ort, die die Produkte an die spezifischen Bedürfnisse anpassen. Als Beispiel nennt Kaschke die starke Kurzsichtigkeit in China, von der immer mehr Menschen betroffen seien. Zeiss hat hochbrechende Gläser entwickelt und diese der Gesichtsphysiognomie angepasst. Insgesamt sind 2000 Mitarbeiter im Reich der Mitte für den Konzern tätig.

Auch wenn Kaschke über die Investitionszurückhaltung der öffentlichen Hand klagt – Forschungsinstitute kaufen etwa weniger hochwertige Mikroskope –, so ist er insgesamt doch mit dem Geschäftsjahr zufrieden. Den Gewinnrückgang führte er unter anderem auf das schwache Halbleitergeschäft zurück. Die Mitarbeiter in Deutschland, die nach Tarif bezahlt werden, erhalten eine Erfolgsbeteiligung von rund 1000 (Vorjahr: 1300) Euro. 10 800 Mitarbeiter beschäftigt das Unternehmen hierzulande. Das sind 400 mehr als im Vorjahr; in dieser Zahl sind 250 Zeitarbeiter enthalten, die fest übernommen wurden. Derzeit hat Zeiss noch 400 (Vorjahr: 625) Leiharbeiter, die etwa im Halbleiterbereich eingesetzt werden.

Im laufenden Jahr rechnet der Zeiss-Chef mit einer stabilen Entwicklung. Umsatz und Ergebnis dürften leicht zunehmen, prognostiziert er – auch über Akquisitionen. Mittelfristig angestrebt sei eine Ebitmarge – Ergebnis vor Steuern und Zinsen gemessen am Umsatz – von zehn Prozent. Dies setze aber eine stabile Halbleiterkonjunktur voraus, sagte Kaschke. Im vergangenen Jahr hat Zeiss für 100 Millionen Euro Zukäufe getätigt; weil dies gegen Ende des Geschäftsjahres war, würden sie sich im Umsatz kaum niederschlagen.