Der frühere Porsche-Chef Wendelin Wiedeking will mit seiner neuen Restaurantkette Tialini den Markt für italienische Systemgastronomie aufmischen. Ein Vergleich zwischen Frischling Tialini und Platzhirsch Vapiano.

Freizeit & Unterhaltung : Ingmar Volkmann (ivo)

Stuttgart - Der frühere Porsche-Chef Wendelin Wiedeking will den Markt für italienische Systemgastronomie aufmischen. Am Montag eröffnete er die erste Filiale seiner Restaurantkette Tialini in Ludwigshafen. Mittelfristig will Wiedeking 20 Lokale in drei Ländern eröffnen, Stuttgart steht als Standort dabei auch zur Debatte. Den ehrgeizigen Manager zieht es zurück an die Stätte seiner größten Niederlage. Nachdem er vor Jahren mit der Übernahme von VW durch Porsche am ganz großen Rad drehen wollte, will er jetzt mit wagenradgroßer Pizza den Markt aufmischen.

 

Gerüchten zufolge steht dabei ein Standort in der Lautenschlagerstraße zur Debatte. Im Metropol-Gebäude in den ehemaligen Räumlichkeiten des „Asia 5 Sterne“-Restaurants, das nach nur einem Jahr geschlossen wurde, wird fleißig renoviert. Das Gebäude ist in Besitz der Bülow AG. „Wir verhandeln mit mehreren Anbietern. Im Mai soll die Neueröffnung stattfinden“, erklärt Ina Schediwy, die Assistentin des Vorstandes. Ob Tialini unter den Interessenten ist, wollte sie auf Anfrage nicht kommentieren. Die Lage wäre aber insofern spektakulär, als dass eine der beiden Stuttgarter Vapiano-Filialen nur 500 Meter Luftlinie entfernt wäre. Vapiano gilt als Hauptkonkurrent von Tialini. Grund, die beiden Ketten knallhart zu vergleichen.

Pizzaaufsichtsrat Bei Tialini ist Wendelin Wiedeking Alleingesellschafter. Unterstützt wird der Ex-Porsche-Vorstandsvorsitzende unter anderem von Wolfgang Otten. Otten war lange bei McDonald’s und ist als Geschäftsführer der Kette für Immobilien und Finanzen zuständig. Um Betrieb, Marketing und Personal kümmert sich künftig Andreas Vogel. Der war zuvor bei der Block-Gruppe („Block House“) beschäftigt. Vorstandsvorsitzender von Vapiano ist der Ex-McKinsey-Berater Gregor Gerlach, Tchibo-Erbe Günter Herz erwarb 2011 gegen einen hohen zweistelligen Millionenbetrag 44 Prozent der Anteile.

Porsche-Faktor Gering, und zwar bei beiden Ketten. Tialini hat in Sachen Retro-Design etwas von einem klassischen Fiat 500, der in der ersten Filiale in Ludwigshafen in einen modernen Glaspavillon gepresst wurde. Überhaupt, Ludwigshafen, wo bleibt denn da der Glamourfaktor. Da hätten Wiedeking und Co. die erste Dependance auch in Hedelfingen eröffnen können. Konkurrent Vapiano hat noch weniger von einem Porsche, die Kette kommt eher austauschbar wie eine unschöne Alfa-Romeo-Kopie daher. Eine Schwäche für Metropolen pflegt Vapiano aber auch: Die „weltweit größte Filiale“ der Kette befindet sich im mondänen Bielefeld.

Shareholder-Value Klarer Vorteil Vapiano: Die Systemgastronomie nennt mehr als 120 Filialen in 27 Ländern auf vier Kontinenten ihr Eigen. Die mehr als 50 Restaurants in Deutschland erzielten 2011 einen Umsatz von 154,1 Millionen Euro. Zwei Lokale sind in Stuttgart, eines in der Bolzstraße in Mitte, das zweite in der Schlossstraße im Westen. Bei Tialini hat Wiedeking nach eigenen Angaben bisher rund eine Million in die erste Filiale investiert.

Human Resources Punktsieg für Tialini. Dort wird man am Tisch bedient, während „Vapianisti“ in der Showküche Pasta und Pizza zubereiten, die man dann selbst an einen Tisch bugsieren muss. Vor allem in der Filiale in der Bolzstraße sollte man nicht mit Unterzuckerung anstehen, hier dauert die Pizza gerne etwas länger.

Boni Die Spaghetti Carbonara (7,90 Euro) kann man bei Tialini mit wunderbar herzhafter Salsiccia, toskanischer Bratwurst, für 3 Euro extra aufwerten. Die Pasta ist etwas zu weich gekocht, die Salsiccia reißt es aber raus. Bei Vapiano ist die Pasta Carbonara mit 7,25 Euro günstiger, aber auch unspektakulärer. Gleiches gilt für die Pizza Diavolo (8,25 Euro). Auch hier setzt sich die Tialini-Variante (10,90 Euro) durch, da die Schärfe der Pizza um Sardellen raffiniert erweitert wird. Der Pizza-Durchmesser ist bei Tialini absurd: Mit nur einer Pizza könnte man halb Ludwigshafen sättigen.

Innenausstattung Wer das Restaurant Christophorus im Porsche-Museum kennt, dem konnte es in Sachen Design bei Tialini Angst und Bange werden: Im Christophorus soll sich seinerzeit Wiedeking innenarchitektonisch ausgetobt haben. Das Ergebnis: ein Ambiente, so subtil wie ein Panamera. Im Falle des Tialini hat sich Wiedeking dankenswerterweise als Innenausstatter zurückgehalten. Während man bei Vapiano auf Lederhockern sitzt, die man selbst in den 80ern nicht elegant gefunden hätte, punktet Tialini mit schickem Retro-Look: Fast alle Tische und Stühle sind Antiquitäten und wurden aus halb Europa zusammengetragen. Hübsches Detail: auf Bildern werden die Käse- und Olivenöl-Lieferanten aus Italien gezeigt. Für den Tialini-Look zeichnet das Stuttgarter Designbüro Heller verantwortlich. Wir vergeben einen weiteren Punkt für Tialini wegen dieses Stuttgart-Bezugs. Fazit: Deutlicher Punktsieg für die Porsche-Pizza gegen die Alfa-Pasta.