Die Band aus Düsseldorf ist zu Gast beim 26. Internationalen Trickfilmfestival und zeigt, welch aktueller und brisanter Kommentar zur Zeit Popmusik sein kann.

Stuttgart - Horrorclowns sind keine ganz so neue Erfindung. „Gefährliche Clowns“ heißt ein Stück, das die Band Der Plan vor 39 Jahren veröffentlichte. „Die Macht greift ganz sacht hin“, heißt es darin. „Paranoia ist berechtigt. Paranoia ist kein Wunder.“

 

Donald Trump und Hillary Clinton grinsen unter böser Schminke auf der Leinwand, Bilder taumeln durch wüste Landschaften, Elektrobeats pumpen: die legendäre Band aus Düsseldorf ist zu Gast beim 26. Internationalen Trickfilmfestival, spielt an zwei aufeinander folgenden Abenden im Stuttgarter Kunstgebäude. Der Plan aktualisieren die Do-it-yourself-Kultur des Postpunk und erinnern daran, dass Popmusik auch dies sein kann: Kunst, Performance, hellsichtig witziger Zeitkommentar.

Der Plan: 1979 gegründet, 1993 wieder aufgelöst

Moritz Reichelt und Frank Fenstermacher gründeten Der Plan 1979; Kurt Dahlke stieß früh hinzu. 1993 löste sich die Band auf. Die Musiker waren zuvor schon vielseitig aktiv, eingebunden in die lebhafte Szene jener Zeit – Fenstermacher und Dahlke spielten auch bei Fehlfarben, starteten eigene Projekte; Moritz Reichelt widmete sich der Kunst, gründete mit Ata Tak ein Label, das Spuren in der deutschen Poplandschaft hinterlassen sollte.

2017 kehrte Der Plan mit dem Album „Unkapitulierbar“ zurück. „Jeder Mensch braucht ein Dach“ heißt ein Stück darauf. Als Moritz Reichelt es ankündigt, stellt er kurz und knapp infrage, dass Wohnraum Privatbesitz ist; „meine Meinung“, sagt er. Dann schwenkt Frank Fenstermacher eine rote Fahne mit einem Häuschen darauf, und die Beats beginnen, ein wenig schärfer, tanzbarer, fast spürbar ironischer als zuvor. Auf der Leinwand stapeln sich Legosteine im Stop-Motion-Verfahren.

Schade ist, dass die Texte, die Reichelt, Fenstermacher und Dahlke singen, im hallenden Rund des Kuppelsaals fast ganz verloren gehen. Der Plan haben etwas zu sagen, jonglieren lässig und respektlos mit heiterem Unfug und Fragen der Zeit. So wenig scheint sich geändert zu haben, seit sie 1984 ihren Song „Gummitwist“ aufnahmen. „Ich frag‘ die Leute auf der Straße“, singt Moritz Reichelt, „in der U-Bahn, im Büro / alle woll‘n Computer haben / keiner weiß genau wieso.“

Eine Masterclass für Studenten

Reichelt allerdings weiß mit einem Computer etwas anzufangen. Er war Maler, bevor er Musiker wurde, tauchte ein ins „Second Life“, die große Gemeinschaft der virtuell Kreativen. Die grotesken Clownsmasken, die er höhnisch über die Leinwand tanzen lässt, schuf er mit einfachen Apps, die Weltuntergangszenarien, die verwüsteten Städte, holte er sich dort, im „Second Life“. Am Samstagnachmittag gaben Moritz Reichelt und Kurt Dahlke eine Master Class im Kuppelsaal des Kunstgebäudes, erläuterten Studenten ihren Zugriff auf die virtuellen Welten – beim Konzert erlebt das Publikum, wie gut dies in der Praxis funktioniert.

Die virtuellen Welten tanzen, die Zuschauer bald auch. Der Plan überraschen mit ungewöhnlichen Instrumenten, mischen synthetische Sounds aus der Vergangenheit mit dem hüpfenden Klang der Maultrommel, mit Schlägen auf eine Rahmentrommel, auf eine abgenutzte Pauke, inszenieren kindlich verspielte Klangflächen, singen Sinniges und Unsinniges dazu und wandeln ihre Musik sehr langsam erst zum Elektropop mit Retrocharme. Zuletzt stehen sie auf der Bühne, bauen ab: Legenden der deutschen Popkultur, die ihre handgemalten Kulissen einpacken.