Seit gut einer Woche ist Claus Vogt als Präsident des Fußball-Zweitligisten VfB Stuttgart im Amt – bei „Sport im Dritten“ hat er gezeigt, dass er schon ein Medienprofi ist.

Sport: Jürgen Kemmner (jük)

Stuttgart - 50 Jahre alt musste Claus Vogt werden, um erstmals in einem Fernsehstudio zu sitzen. Gut, das Alter allein hat nicht den Ausschlag für die Einladung des SWR zu „Sport im Dritten“ am Sonntagabend gegeben, sondern die Tatsache, dass der Mann aus Waldenbuch genau eine Woche als Präsident des VfB Stuttgart hinter sich liegen hat. Im grauen Jackett, drunter ein weißes Hemd ohne Krawatte, mit einer dunkle Hose und braunen Schuhen – so präsentierte sich der noch immer ziemlich frisch gebackene Clubchef des Fußball-Zweitligisten im Studio. Und Vogt umschifft aufgeräumt und routiniert gleich die ersten journalistischen Klippen, die vor ihm lagen, als der Moderator wissen wollte, ob Tim Walter auch im kommenden Jahr noch als Trainer auf der Bank sitzen werde. „Wir werden die Situation analysieren und die Vorrunde Revue passieren lassen“, sagte der Mann, der seit 1984 VfB-Mitglied ist. Viel mehr Habhaftes war ihm auch trotz mehrerer geschickter Nachfragen nicht zu entlocken. Die erste Prüfung als Nummer eins des Vereins: Sich nicht zu sehr in die Karten blicken lassen – bestanden.

 

Dass Claus Vogt „einer von uns“ ist, wie er während des Wahlkampfes stets behauptete, unterstrichen zwei Filmchen – und vor allem er selbst, wenn er immer wieder ins Schwäbische verfiel. „Kapitän Pascal Stenzel ist nicht der Einzigste, die ganze Mannschaft steht hinter dem Trainer“, antwortete der gebürtige Nürtinger. Der Einzigste, ein bei Schwaben beliebter Mega-Superlativ – wer hätte sich selbst nicht einmal dabei ertappt, vom Einzigsten zu sprechen, anstatt vom Einzigen? Claus Vogt erzählte, dass er sich zur Präsidentenwahl stellte, weil ihm niemand in seinem Umfeld davon abhielt, dass er seinen Wohnort Waldenbuch-Glashütte sehr schätze, weil dort ein hohes Vertrauensverhältnis zwischen den Menschen bestehe, dass er sich als Präsident als Teil einer Mannschaft sehe, die den VfB in die richtige Richtung bringen müsse, dass er über AG-Boss Thomas Hitzlsperger auch Einfluss nehmen wolle auf das Verhalten der Mannschaft nach dem Spielen beim Gang in die Kurve – wer Claus Vogt noch nicht erlebt hatte, bekam das Bild eines sympathischen, bodenständigen, weltgewandten Präsidenten, der vorangeht und auch selbst mit anpackt. „Es war viel zu tun in der erschten Woche“, sagte der 50-Jährige, der mächtig stolz war, als die Grußbotschaft von Politik-Profi Cem Özdemir (Grüne) eingespielt wurde.

Claus Vogt hat seine Feuertaufe im TV-Studio souverän bestanden und zum Abschluss noch einmal ohne Wenn und Aber konstatiert: „Sportlich muss der VfB aufsteigen, er gehört in die Bundesliga.“ Diese eindeutige berufliche Vorgabe wird der Clubchef selbstverständlich dem Trainer der Profi-Mannschaft erteilen – ganz gleich, ob der Mann Tim Walter heißt oder nicht ...