Sie sind in Tübingen geboren und leben noch immer in der lauschigen Studentenstadt. Warum sind Sie nicht längst in eine hippe Großstadt gezogen?
Weil ich heimatverbunden bin. In den Neunzigern, als der Erfolg mich geradezu überrollte, habe ich mal mit dem Gedanken  gespielt, nach Hamburg auszuwandern. Aber wir waren seinerzeit so viel auf Tour, dass ich überhaupt keine Zeit für einen Umzug hatte. Als dann meine Freundin schwanger wurde, war für mich sofort klar, dass wir in Tübingen bleiben werden, weil man hier als Familie einfach gut leben kann.
Nervt es, dass Sie viele Menschen in Tübingen erkennen?
Überhaupt nicht. Ich mag es, dass mir die Straßen, die Häuser und die Leute vertraut sind. Übrigens war auch schon mein Vater Helmut, der beim Landeskriminalamt arbeitete, stadtbekannt. Ich führe also lediglich eine Familientradition fort.
Sie wohnen im Französischen Viertel, das für sein alternatives Milieu berühmt ist. Fühlen Sie sich wohl inmitten von Bioläden, Yoga-Gruppen und Fahrradwerkstätten?
Absolut! Ich gehöre zu den Pionieren dieses Viertels. Als das französische Militär abgezogen war, habe ich mich hier mit ein paar Freunden in einem runtergekommenen Kasernengebäude eingemietet. In dieser WG begann dann auch die Dieter-Thomas-Kuhn-Geschichte: Wir haben in unserem Übungsraum aus Jux „Ein Bett im Kornfeld“ gespielt, sind dann in einer Kneipe aufgetreten – und haben ein paar Monate später schon vor zweieinhalbtausend Leuten gespielt. Ohne die Spielwiese „Französisches Viertel“ wäre mein Leben womöglich ganz anders verlaufen.
Der „Spiegel“ hat das Wohngebiet in einer Reportage als „grüne Hölle“ beschrieben.
Ich glaube, dass es dem Autor des Artikels darum ging, seine Vorurteile über angeblich spießige Ökos zu bestätigen. Richtig ist, dass hier sehr viele Menschen grün wählen und dass es hier heute bürgerlicher zugeht als zu der Aufbruchsstimmungszeit vor 20 Jahren. Das Französische Viertel ist aber nach wie vor ein sehr lebendiger Ort.
Sie sind dem grünen Oberbürgermeister Boris Palmer im Wahlkampf zur Seite gestanden. Wie kam es dazu?
Boris hatte mich schon bei seiner ersten Kandidatur vor acht Jahren gefragt, ob ich ihn unterstützen würde. Damals war ich noch der Ansicht, dass es nicht zu meiner Person passt, öffentlich politisch Stellung zu beziehen. Nachdem ich ihn mittlerweile sehr gut kenne, bin ich der Meinung, dass ich als prominenter Tübinger Bürger durchaus laut sagen sollte, dass ich unseren OB für kompetent halte.
Herr Palmer ist bekannt dafür, dass er sich auch gerne mal persönlich um motorisierte Verkehrssünder kümmert. Wie findet das der passionierte Porsche-Fahrer Kuhn?
Ich weiß, dass Boris auch mir sofort einen Strafzettel verpassen würde, wenn ich mit meiner Karre im Halteverbot stehen würde. Den würde ich dann halt brav bezahlen, so wie ich jeden Strafzettel brav bezahle.