Vor 250 Jahren kam Albrecht Berblinger, der Schneider von Ulm, zur Welt. Als Flugpionier scheiterte er. Weshalb ist sein Leben dennoch bis heute so interessant?

Politik/Baden-Württemberg: Rüdiger Bäßler (rub)

Ulm - Ein Mann aus niederem Handwerkerstand, Pilot eines im Geheimen erbauten Flugdrachens, springt am 31. Mai 1811 vor königlichem Publikum von der Ulmer Stadtmauer. Er knallt aufs Wasser der Donau, anstatt sie, wie in einer Zeitungsnotiz im hohen Ton angekündigt, elegant zu überqueren, und muss von Fischern herausgezogen werden. Der unglückliche Wagemutige heißt Albrecht Berblinger. Nie wieder wird er Ähnliches versuchen. Verspottet und verarmt, dem Trunk und Spiel verfallen, stirbt er 1829 an „Abzehrung“. Zur Legendenbildung fehlt praktisch alles: Das Wiederaufstehen, der späte Sieg gegen missgünstige Mächte oder auch eine höhere Moral, die in diesem Scheitern sichtbar wird. Und doch ist Berblinger, der Schneidermeister, über die Jahrhunderte von der Witzfigur zu einem „Superstar in Ulm“ geworden, wie der örtliche Stadtarchivar Michael Wettengel sagt. Seltsam.