Der Oberbürgermeister Bernd Vöhringer feiert seinen 50. Geburtstag – und lädt dazu auch seine Kritiker ein.

Sindelfingen - Auch vor Jungspunden macht das Alter nicht Halt. Als Bernd Vöhringer vor 17 Jahren als Chef ins Sindelfinger Rathaus einzog, war er der jüngste Oberbürgermeister Deutschlands. Viele dachten, dass dieser Posten nur eine Station auf seinem Karriereweg sei. Stets sagte man dem Christdemokraten nach, weiter nach oben zu wollen. An diesem Mittwoch nun wird er 50 – und ist noch immer im Amt. Noch immer Oberbürgermeister seiner Heimatstadt – wenn auch schon lange nicht mehr der jüngste.

 

Und der Job scheint ihm noch immer Spaß zu machen. „Ich brenne für meine Stadt“, sagte er vor zwei Jahren, als er erneut antrat – zum dritten Mal. Und das nimmt man ihm sofort ab. Er kommt gut an bei den Bürgern. Auf keinem Fest fehlt er, bei keiner Eröffnung oder Einweihung lässt er sich vertreten. Gerne mischt er sich unters Volk – als Stadtoberhaupt oder auch als Helfer des Deutschen Roten Kreuzes. Regelmäßig schiebt er dort Dienst. Kontakt zu den Bürgern hält Vöhringer auch über die sozialen Medien, postet regelmäßig seine Aktivitäten bei Facebook.

Mancher Mitarbeiter fürchtet den Chef

Nicht ganz ungetrübt ist hingegen sein Verhältnis zu den Sindelfinger Gemeinderäten. Scharfe Kritiker sitzen im Gremium. Entscheidungen würde Vöhringer verzögern, Akten lange liegen lassen, ein Bremser sei er, werfen sie ihm vor. Menschlich jedoch bescheinigen ihm auch die meisten seiner Kritiker einen fairen Umgang. „Er weiß, wie man Stadträte behandelt, er war ja selbst mal einer“, heißt es.

Manche Mitarbeiter jedoch fürchteten den Chef, heißt es gelegentlich hinter vorgehaltener Hand im Rathaus. „Wenn er jemanden nicht leiden kann, dann hat der es schwer“, berichtet einer, der Vöhringer gut kennt. Gleichwohl gilt das Sindelfinger Rathaus als Kaderschmiede. Gerne schart der OB junge, ehrgeizige Leute um sich, die dann nach einigen Jahren als Bürgermeister abwandern, zuletzt Martin Horn. Aus dem einstigen Europabeauftragten wurde das Stadtoberhaupt von Freiburg, ähnlich jung wie seinerzeit Vöhringer.

Vöhringer legt sich bei Bedarf auch mit übergeordneten Instanzen an: dem Regierungspräsidium und der Region Stuttgart, etwa wegen der Erweiterung des Breuningerlands. „Stets im Dienste der Stadt“, betont Vöhringer. Sein Lieblingsfeind aber ist der Böblinger Landrat Roland Bernhard (parteilos), was auf Gegenseitigkeit beruhen dürfte. Ob Überdeckelung der Autobahn, Krankenhausausstieg oder Erddeponie – gerne tragen die beiden Kontrahenten ihre Unstimmigkeiten öffentlich aus.

Ein später Vater

Privat hingegen weiß man wenig über den OB, der früher Turniertänzer war und vor einigen Jahren das Klavierspiel entdeckt hat. Ein Privatleben schien er lange nicht zu haben. Um so überraschter waren alle, als er vor drei Jahren plötzlich Vater wurde. Auch wenn sein Sohn in Frankreich lebt, pflegt Vöhringer den Kontakt zu ihm.

Seinen runden Geburtstag feiert er mit einem Empfang im Rathaus-Foyer. Eingeladen hat er auch viele seiner Kritiker. Einige haben sich sogar extra freigenommen.