Der erste Touchdown in einer Karriere in der National Football League (NFL) ist etwas ganz Besonderes. Der Stuttgarter Jakob Johnson erzählt von dem Spielzug, von seinem Jubel und was mit dem Ball passiert ist.

Sport: Jürgen Kemmner (jük)

Stuttgart - Football-Profi Jakob Johnson von den New England Patriots hat am vergangenen Sonntag gegen die Seattle Seahawks seinen ersten Touchdown in der NFL erzielt. Ob weitere folgen und wie er den VfB Stuttgart in der Fußball-Bundesliga verfolgt, erzählt der gebürtige Stuttgarter und ehemalige Spieler der Stuttgart Scorpions im Interview.

 

Herr Johnson, überraschend kam der Touchdown-Pass auf Sie nicht, oder?

Natürlich nicht. Wir haben den Spielzug im Training geübt, als im Huddle der Call kam, war mir klar, was passieren würde. Dann wusste ich, was zu tun ist. Als ich den Ball gefangen hatte, war die Erleichterung natürlich groß. Nicht jeder bekommt in der NFL die Chance, einen Touchdown-Pass zu fangen. Und wenn du so eine Chance bekommst, musst du sie wahrnehmen.

Hatten Sie sich schon vorab einen Jubel ausgedacht?

Ja, das macht eigentlich jeder Spieler, dass er sich überlegt, wie er einen Touchdown feiert. Bei uns gilt aber auch: Feiere mit den Teamkollegen, denn sie haben ja auch mitgeholfen, dass der Touchdown zustande kam. Ich hatte mir vorgenommen, mit dem Finger nach oben zu zeigen – zu Ehren eines Highschool-Coaches aus Florida, der mich in schwierigen Zeiten sehr unterstützt und der mir viel beigebracht hat. Er ist kürzlich an einem Herzinfarkt gestorben.

Haben Sie sich ein Souvenir gesichert?

Klar, den Ball des Spielzuges, den habe ich behalten und ihn unserem Equipment-Manager in die Hände gedrückt. Der Ball kommt bei mir zu Hause in den Schrank.

Sind Sie für weitere Touchdown-Pässe vorgesehen?

Das darf ich natürlich nicht verraten, aber ich kann sagen: Wir ändern die Spielzüge jede Woche. Mit Cam Newton als Quarterback anstelle von Tom Brady hat sich natürlich etwas verändert – Cam besitzt eine andere Athletik und Dynamik als Tom. Mal sehen, wie sich das entwickelt.

Gab es ein Sonderlob von Headcoach Bill Belichick für Ihre Touchdown-Premiere?

Ich weiß nicht, ob man dafür persönlich gelobt werden muss. Jeder im Kader hat eine bestimmte Funktion, und die muss er im Spiel erfüllen. Jeder muss seinen Job machen. Außerdem ist es ja schon eine enorme Anerkennung, wenn man vom Headcoach das Vertrauen geschenkt bekommt.

Sie sind nun gut eineinhalb Jahren bei den Patriots, wie gut kennen Sie die Gegend um Boston? Oder kennen Sie nur den Weg von zu Hause nach Foxborough zum Stadion?

Eigentlich wollte ich mit meiner Freundin während der Saisonpause die Region erkunden, mal nach Norden fahren, nach Maine und Vermont. Leider hat uns Corona einen Strich durch die Rechnung gemacht und das Programm ist etwas schmäler geworden. Aber ein paar Dinge habe ich schon gesehen – und ich hoffe nun auf die nächste Saisonpause.

Schauen Sie eigentlich andere NFL-Partien im Fernsehen an?

Es kommt darauf an, ob es in meinen Tagesplan passt. Ich gehe spätestens um 22 Uhr zu Bett, finden die Partien danach statt, schaue ich am nächsten Morgen die Zusammenfassungen an – und außerdem bekommen wir zu jedem Spiel einen Game-Film, den können wir in Ruhe auf dem Laptop ansehen.

Wie erleben Sie die Vorkommnisse rund um die Rassismus-Debatte in den USA?

Dieser Diskussion kann man nicht entkommen, aber Rassismus ist hier ja nicht erst seit ein paar Monaten ein Thema. Die Kollegen, die Familie und Kinder haben, machen sich natürlich Sorgen darüber, was das für die künftigen Generationen bedeutet. Und wegen der Präsidentschaftswahlen im November ist das Klima ziemlich aufgeheizt. Ich finde es schade, dass eine gewisse Empathie nicht vorhanden ist. Egal, wie man politisch denkt, man sollte einen Weg finden, wie man zusammenfindet.

Ganz anderes Thema. Haben Sie den Bundesliga-Auftakt des VfB Stuttgart verfolgt?

Leider nein, ich habe die letzten zwei Wochen gar nichts aus Deutschland mitbekommen – traurig aber wahr. Was ist denn passiert?

Der VfB hat gegen den SC Freiburg 2:3 verloren.

Ach, die Badener. (Lacht.) Der VfB hat ja einige neue Spieler, die sich erst kennenlernen müssen, die Saison ist noch lang, die Jungs drehen das sicher.