Titelteam Stuttgarter Zeitung: Martin Gerstner (ges)

Gardena – des Gartenbesitzers Freund und Helfer.Hersteller 70er Jahre - Die siebziger Jahre brachten auch im Südwesten die Kultur der Einfamilienhäuser, der Garagen und Hollywoodschaukeln zur Hochblüte. Die schwarz-weiße Welt der fünfziger und sechziger Jahre verblasste und wich einer Buntheit, die oft ins Grelle übersprang und Lebensfreude, Genießertum und Weltläufigkeit suggerierte. Es entstanden Partykeller, Schutzräume für die kleinen Ekstasen des Wochenendes. Mofas transportierten eine erotisch aufgeschlossene Jugend in Schlaghosen und Nickis zu den Eisdielen und Diskotheken. Die Eltern sahen dem Treiben zu, zwinkerten schelmisch und pflegten ihre Vorgärten. Unterstützt wurden sie dabei von der Ulmer Firma Gardena, die bereits Anfang der sechziger Jahre gegründet wurde. Ihre Technologieführerschaft eroberte sie mit einem System, das Wasserhahn, Schlauch und Rasensprenger miteinander koppelte und in den Farben Grau, Blau und Orange das optische Signal im deutschen Garten schlechthin war. Garten und Grundstücksbesitzer ließen die Anschlussstücke träumerisch ineinanderklicken und zertraten gleichzeitig unvorsichtiges Unkraut an der scharf gezogenen Rasenkante. Aber zertreten musste man bald nichts mehr: 1973 brachte Gardena die kabellose Rasenkantenschere Accu Grande auf den Markt, die den Besitzer befähigte, dem Rasen endgültig seinen gestalterischen Willen aufzuzwingen. Der war geprägt von rechtwinkligen Geraden. Auch politisch verlief alles geradlinig im Südwesten. Die Landtagswahlen 1972 brachten der CDU zum ersten Mal die absolute Mehrheit. Ministerpräsident Hans Filbinger baute diese Mehrheit bei den Landtagswahlen 1978 noch aus. Und dann – unversehens – brach alles ab. Ölkrise und Arbeitslosigkeit senkten sich bleiern über die Dekade. Und mit dem Deutschen Herbst, der RAF und dem Terror machte die Akkugartenschere der Maschinenpistole Platz.