Vier Monate lang musste Antonio Rüdiger wegen einer Knieverletzung pausieren. Jetzt ist er wieder fit – und drängt gegen Bremen in die Startelf des VfB Stuttgart.

Stuttgart – Alexandru Maxim ahnt nichts Böses, als er im Trainingsspiel des VfB den Ball elegant durchs Mittelfeld treibt. Das Tor rückt immer näher, die Schussgelegenheit scheint günstig – doch plötzlich fliegt von der Seite Antonio Rüdiger heran und stoppt den Lauf des rumänischen Edeltechnikers mit einer krachenden Grätsche. Mit den Händen vorm Gesicht krümmt sich Maxim auf dem Rasen und merkt wieder einmal: Zweikämpfe mit Rüdiger können sehr schmerzhaft sein.

 

Der 1,90-Meter-Hüne aus der VfB-Abwehr ist also zurück – und mit ihm seine Aggressivität, die so ausgeprägt ist wie sein Selbstbewusstsein. Beides kann im Abstiegskampf nicht schaden, findet Antonio Rüdiger und sagt: „Ich bin fit, ich bin bereit, ich will der Mannschaft helfen.“

Viermonatige Geduldsprobe für Rüdiger

Vier Monate ist es her, dass sich der einzige deutsche Nationalspieler im Team des VfB beim 0:4 gegen Schalke eine Meniskusriss im rechten Knie zugezogen hat. Wie Sami Khedira ließ er sich bei Ulrich Boenisch in Augsburg operieren, absolvierte bei Klaus Eder in Donaustauf die Reha – und musste sich immer wieder zügeln. Geduld gehört nicht zu Rüdigers Stärken, sie fiel ihm um so schwerer, als die Stuttgarter Mannschaft ohne ihn immer tiefer in den Abstiegsstrudel geriet. „Es war keine einfache Zeit“, sagt er, „aber pünktlich zur Endphase der Saison bin ich wieder da, das ist die Hauptsache.“

Mit dem VfB II hat er bereits 77 Minuten gespielt

Während der Länderspielpause vor dem Wolfsburg-Spiel stieg Rüdiger ins Mannschaftstraining ein; mit dem VfB II bestritt er vergangenen Samstag bei Fortuna Köln (1:0) seinen ersten Wettkampf, 77 Minuten lang, dann wurde er absprachegemäß ausgewechselt. Im Heimspiel gegen Bremen wird er am Sonntag erstmals wieder im Profikader stehen. Der Trainer müsse entscheiden, ob er gleich spielt, sagt er, „jeder muss seine eigene Interessen zurückstellen“. Doch ist seiner Körpersprache eindeutig zu entnehmen, dass er es für eine ziemlich gute Idee hielte, ihn in die Startelf zu nehmen. Denn nach Rüdigers Meinung kann es eigentlich nur einen Mann geben, der jetzt noch in der Lage ist, den VfB vor dem Abstieg zu retten: er selbst.

Rüdiger steht längst im Fokus anderer Clubs

„Uns fehlt die Siegermentalität“, erklärt Rüdiger: „wir können nicht immer sagen: okay, wie haben zwar verloren, aber wir haben immerhin gut gespielt.“ Punkte müssten her, ganz egal wie. Es gebe im Fußball „Spieler, die können mit Druck besser umgehen“ – Spieler wie ihn. Ans vergangene Jahr erinnert der Verteidiger, da habe er in der Endphase der Saison tatkräftig mitgeholfen, die Klasse zu halten – und sei auch deshalb Nationalspieler geworden. Dass er dadurch auch längst für andere Clubs wie Wolfsburg interessant geworden ist, das weiß der 22-Jährige, will sich damit vorerst aber nicht beschäftigen: „Ich konzentriere mich nur auf das, was hier geschieht. Was nach der Saison passiert, weiß ich nicht.“

Schafft Huub Stevens einen Platz für den Rückkehrer?

An Huub Stevens liegt es nun, einen Platz für Rüdiger freizumachen oder eben nicht. Soll der Trainer Georg Niedermeier rausnehmen, der zwar kein begnadeter Fußballer ist, dafür aber ein erfahrener Abstiegskämpfer? Oder den jungen Timo Baumgartl, der sein Tief überwunden hat und der wahrscheinlich talentierteste Abwehrspieler des VfB ist? Antonio Rüdiger wird es egal sein. Hauptsache, er spielt.