Würde er das tun, würde sich dieses Plus zwangsläufig günstig auf die Qualität des Spielerkaders auswirken. Wobei es in dieser Hinsicht beim HSV und beim VfB wiederum eine Gemeinsamkeit gibt, die vom Grundsatz her wenig leistungsfördernd ist. „Viele Spieler haben da ein schönes finanzielles Polster auf dem Konto“, sagt Schickhardt, „das macht sie leicht müde und satt.“ Zudem wissen die Profis in Hamburg und Stuttgart genau, dass sie sich in einer komfortablen Lage befinden. Denn wenn sie es bei dem Traditionsverein nicht schaffen, können sie normalerweise immer noch zu einem anderen Bundesligisten wechseln. Dagegen haben Spieler, die etwa in Freiburg oder Mainz unter Vertrag stehen, diese Möglichkeit kaum. Ihnen ist klar, dass sie sich nur bei ihrem gegenwärtigen Club in der Eliteklasse präsentieren können. Das führt in der Regel zu mehr Identifikation mit dem Verein und dem Umfeld.

 

Ohnehin hat Schickhardt generell eine Verschiebung der Kräfteverhältnisse festgestellt. Bis vor ein paar Jahren sei die Bundesligatabelle quasi wie in Stein gemeißelt gewesen und habe sich nach der Höhe der Vereinsetats gerichtet, sagt er, „derjenige mit dem meisten Geld war Erster, der mit dem zweitmeisten Geld war Zweiter – und so ging es bis auf ganz wenige Ausnahmen weiter.“ Deshalb hatten Clubs wie der HSV und der VfB ihren Platz im Vorderfeld auch immer so gut wie sicher. Aber das habe sich inzwischen total geändert, sagt Schickhardt. „Immer mehr ist es so, dass Kompetenz und Pfiffigkeit gegen Geld gewinnt“ – wodurch die Liga durcheinandergeraten sei. Als Positivbeispiele nennt er Hannover, Mönchengladbach oder ganz aktuell auch Frankfurt. Das beste Gegenbeispiel für ihn ist Köln.

Und wo rangieren der HSV und der VfB? „Sie werden gejagt von hungrigen Teams, die nichts zu verlieren haben, und laufen momentan Gefahr, in einer Mittelsituation zerrieben zu werden“, sagt Schickhardt. Demnach befinden sich der HSV und der VfB zwischen Baum und Borke. Das heißt: zu den scheinbar übermächtigen drei an der Spitze (Bayern, Dortmund, Schalke) ist der Abstand zu groß – und hinter ihnen lauern Mannschaften, die den Überholvorgang eingeleitet haben. Wird er vollzogen, ist der Frust gewaltig. Der Niedergang droht. Stichwort Köln, Stichwort zweite Liga, Stichwort Tradition.

Talente brauchen Spielpraxis

Damit der VfB optimistischer nach vorne schauen kann, bedarf es für Schickhardt eines Konzepts wie für alle Clubs in dieser Lage. Angesichts der korrekten Finanzplanung der Vereinsführung sei die Champions League kurzfristig nicht erreichbar, sagt er, erst in drei bis fünf Jahren könne der VfB wieder so weit sein – wenn er drei Säulen beherzige: „Er muss erstens auf junge eigene Spieler bauen. Zweitens muss er versuchen, sich die besten deutschen Talente zu angeln – und dann sollte er wenige Führungsspieler dazu holen.“ Das bedeute den Verzicht auf internationales Mittelmaß – „alle, auch Medien und Fans, müssen diese Durststrecke auf dem Weg zu einem frischen Offensivfußball in Kauf nehmen“, sagt Schickhardt.

Bei allen Parallelen sieht Schickhardt jedoch auch Unterschiede zwischen den Vereinen. So sei der HSV gegenüber dem VfB strukturell im Vorteil, da er mehr Werbeeinnahmen erziele und sein Stadion seit fast zehn Jahren extrem gut vermarkte, sagt der Jurist, „von der Substanz her zählt der HSV eigentlich zu den Topvereinen in Europa. Und daneben gibt es in Hamburg mehr reiche Leute als in Stuttgart, die den Club finanziell unterstützen.“

Damit wird speziell der Milliardär Klaus-Michael Kühne angesprochen, der kürzlich einige Millionen Euro für die Verpflichtung des niederländischen Stars Rafael van der Vaart zur Verfügung gestellt hat. Allerdings hat das seinen Preis. Nicht nur, dass Kühne an einem Weitertransfer des Mittelfeldregisseurs beteiligt wäre und nun bei Erfolgen der Mannschaft selbst satte Prämien kassiert – er bestimmt jetzt auch die Vereinspolitik ganz entscheidend mit.

Denn sein Geld durfte in keinen anderen Profi als in van der Vaart investiert werden – obwohl die wirtschaftliche Not beim HSV so groß ist, dass in den Gremien unlängst darüber diskutiert wurde, ob man den 100.000-Euro-Etat für das Frauenteam eindampfen müsse. „Der VfB wäre lieber abgestiegen als van der Vaart zu kaufen – und diese Einstellung ist auch richtig“, sagt Schickhardt, der zu dem Schluss kommt, „dass der VfB auf allen Managementebenen besser aufgestellt ist als der HSV, der seinen strukturellen Vorteil nicht mal ansatzweise ausschöpft.“

Die Liga ist durcheinandergeraten

Würde er das tun, würde sich dieses Plus zwangsläufig günstig auf die Qualität des Spielerkaders auswirken. Wobei es in dieser Hinsicht beim HSV und beim VfB wiederum eine Gemeinsamkeit gibt, die vom Grundsatz her wenig leistungsfördernd ist. „Viele Spieler haben da ein schönes finanzielles Polster auf dem Konto“, sagt Schickhardt, „das macht sie leicht müde und satt.“ Zudem wissen die Profis in Hamburg und Stuttgart genau, dass sie sich in einer komfortablen Lage befinden. Denn wenn sie es bei dem Traditionsverein nicht schaffen, können sie normalerweise immer noch zu einem anderen Bundesligisten wechseln. Dagegen haben Spieler, die etwa in Freiburg oder Mainz unter Vertrag stehen, diese Möglichkeit kaum. Ihnen ist klar, dass sie sich nur bei ihrem gegenwärtigen Club in der Eliteklasse präsentieren können. Das führt in der Regel zu mehr Identifikation mit dem Verein und dem Umfeld.

Ohnehin hat Schickhardt generell eine Verschiebung der Kräfteverhältnisse festgestellt. Bis vor ein paar Jahren sei die Bundesligatabelle quasi wie in Stein gemeißelt gewesen und habe sich nach der Höhe der Vereinsetats gerichtet, sagt er, „derjenige mit dem meisten Geld war Erster, der mit dem zweitmeisten Geld war Zweiter – und so ging es bis auf ganz wenige Ausnahmen weiter.“ Deshalb hatten Clubs wie der HSV und der VfB ihren Platz im Vorderfeld auch immer so gut wie sicher. Aber das habe sich inzwischen total geändert, sagt Schickhardt. „Immer mehr ist es so, dass Kompetenz und Pfiffigkeit gegen Geld gewinnt“ – wodurch die Liga durcheinandergeraten sei. Als Positivbeispiele nennt er Hannover, Mönchengladbach oder ganz aktuell auch Frankfurt. Das beste Gegenbeispiel für ihn ist Köln.

Und wo rangieren der HSV und der VfB? „Sie werden gejagt von hungrigen Teams, die nichts zu verlieren haben, und laufen momentan Gefahr, in einer Mittelsituation zerrieben zu werden“, sagt Schickhardt. Demnach befinden sich der HSV und der VfB zwischen Baum und Borke. Das heißt: zu den scheinbar übermächtigen drei an der Spitze (Bayern, Dortmund, Schalke) ist der Abstand zu groß – und hinter ihnen lauern Mannschaften, die den Überholvorgang eingeleitet haben. Wird er vollzogen, ist der Frust gewaltig. Der Niedergang droht. Stichwort Köln, Stichwort zweite Liga, Stichwort Tradition.

Talente brauchen Spielpraxis

Damit der VfB optimistischer nach vorne schauen kann, bedarf es für Schickhardt eines Konzepts wie für alle Clubs in dieser Lage. Angesichts der korrekten Finanzplanung der Vereinsführung sei die Champions League kurzfristig nicht erreichbar, sagt er, erst in drei bis fünf Jahren könne der VfB wieder so weit sein – wenn er drei Säulen beherzige: „Er muss erstens auf junge eigene Spieler bauen. Zweitens muss er versuchen, sich die besten deutschen Talente zu angeln – und dann sollte er wenige Führungsspieler dazu holen.“ Das bedeute den Verzicht auf internationales Mittelmaß – „alle, auch Medien und Fans, müssen diese Durststrecke auf dem Weg zu einem frischen Offensivfußball in Kauf nehmen“, sagt Schickhardt.

Das ist sein Ansatz, der beinhalte, dass man vorläufig keine Zielvorgaben mehr ausgeben dürfe. Schickhardt sagt: „Die Talente brauchen Spielpraxis und müssen an Tempo und Härte der Bundesliga gewöhnt werden.“ Ansonsten sei das ein Teufelskreis: „Das Ziel vordere Plätze erreiche ich nicht mit jungen Leuten, also hole ich vermeintliche ausländische Stars teuer hinzu – und die Jungen sind weg.“ Deshalb fordert Schickhardt, „dass das Jugendkonzept konsequent umgesetzt werden muss.“ Davon dürfte dann wohl auch maßgeblich abhängen, wo der VfB und der HSV stehen, wenn sie zusammen 248 oder 250 Jahre alt sind.