Hamburg patzt gegen den VfB zu oft, und Stuttgart ist effektiv. Die Mannschaft des Trainers Bruno Labbadia siegt souverän bei den Norddeutschen.

Hamburg - Stuttgart eiskalt: der VfB hat beim Hamburger SV mit 4:0 (2:0) gewonnen und dabei vor allem die Präsente der Heimmannschaft angenommen sowie vor dem Tor effektiv abgeschlossen. Die Schwaben mussten dafür gar nicht alles aus sich herausholen, weil der HSV vor 54.500 Zuschauern in der Offensive kaum stattfand und in der Verteidigung zu oft patzte.

 

Spielverlauf: Ohne eine Änderung bei der Mannschaftsaufstellung gegenüber dem 4:1-Sieg über Freiburg ist der VfB Stuttgart beim Hamburger SV in das Spiel gegangen. Bruno Labbadia ließ Cacau trotz seines Tores in der Nationalmannschaft weiter auf der Bank.

Dafür spielte Zdravko Kuzmanovic, obwohl er unter der Woche 170 Minuten für die serbische Auswahl auf dem Feld stand, von Beginn an. Auch Gotoku Sakai ersetzte weiterhin den nach seiner Rotsperre wieder spielberechtigten Cristian Molinaro.

Bei der Heimmannschaft musste der Nationalspieler Dennis Aogo, der in dieser Saison noch keine Bundesligaminute verpasst hatte, wegen Muskelproblemen nach dem Aufwärmen passen.

Hamburg mit mehr Ballbesitz, Stuttgart mit der ersten Chance

Auf dem Spielfeld passierte in den Anfangsminuten nicht viel. Der HSV hatte mehr Ballbesitz, Stuttgart aber in Person von Tamas Hajnal zwei Möglichkeiten (10. und 13. Minute), die jedoch nicht für eine Torgefahr sorgten.

Die erste wirklich gefährliche Situation endete dann aber prompt mit einem Treffer. Hajnal kam nach einem Kopfballpingpong an den Ball, passte diesen zentral an die Strafraumgrenze, Vedad Ibisevic ließ Hamburgs Slobodan Rajkovic einfach stehen und schob zum 1:0 in die rechte Ecke ein (23.).

Sechs Minuten später spielte Hajnal in die Schnittstelle der Hamburger Viererkette, Rajkovic rutschte aus, und Martin Harnik stand frei vor Jaroslav Drobny, schoss diesem jedoch ans Knie.

Der VfB legt nach

Kurz darauf wurde Shinji Okazaki von Rajkovic im Strafraum im Kopfballduell umgestoßen - und der Schiedsrichter Peter Sippel entschied  auf Strafstoß. Kuzmanovic, einer von zwölf VfB-Akteuren, die unter der Woche für diverse Nationalmannschaften abgestellt waren, verwandelte diesen souverän rechts unten. 2:0 für Stuttgart (31.).

Der HSV war unterdessen in der Offensive harmlos. Der Trainer Thorsten Fink reagierte dementsprechend und brachte noch vor der Pause Tolgay Arslan für Tomas Rincon (41.). Immerhin durfte Fink wenig später noch einen Freistoß von Mladen Petric sehen, nachdem Arslan von Georg Niedermeier gefoult worden war. Aber Sven Ulreich hatte keine Probleme, den Schuss abzuwehren.

Und so endete die erste Hälfte nach vier Hamburger und sechs Stuttgarter Torschüssen mit einem Pfeifkonzert der HSV-Fans und einer souveränen Führung der Gäste.  Erstaunlich war dabei, dass die Norddeutschen 62 Prozent der Zweikämpfe gewonnen hatten.

Das wiederum führt zu dem Fazit, dass Stuttgart vor allem durch die höhere Effektivität mit dem Vorsprung in die Kabine ging. Die Gäste spielten nicht so gut, wie es das Ergebnis vermuten ließ, doch Hamburg war eben noch schlechter - und die Schwaben hatten eben die besseren Torchancen.

Die nächsten Geschenke folgen prompt

Mit einer Möglichkeit für die Gäste begann auch der zweite Durchgang - und zwar mit einer hundertprozentigen. Erneut agierte Rajkovic ungeschickt. Er stieß Martin Harnik an der Strafraumgrenze um, stieg ihm zudem auf den Fuß, und Sippel zeigte erneut auf den Elfmeterpunkt.

Der zweite Strafstoß ging ebenso in Ordnung wie der erste. Abermals trat Kuzmanovic an - und schoss in die linke Ecke zum 3:0 (47.). Das nächste Geschenk folgte prompt. Paolo Guerrero sprintete in der 54. Minute dem herauseilenden Ulreich in Richtung der Eckfahne hinterher und sprang ihm mit Anlauf an der Außenlinie von hinten mit dem gestreckten Bein in das Knie. Der Peruaner sah völlig zurecht die Rote Karte, den Ball konnte er schließlich kaum erwischen. Ulreich wurde behandelt, konnte aber weiter spielen.

Danach beruhigte sich die Partie etwas, die nächste nennenswerte Szene hatte Petric. Sein Freistoß flog aber rund einen Meter links am Stuttgarter Tor vorbei. Knapper war es dann auf der Gegenseite: Ibisevic köpfte, Dennis Diekmeier klärte auf der Linie (69.).

In der Folgezeit geschah kaum noch Aufregendes. Einmal durften sich die rund 2500 mitgereisten VfB-Fans aber noch freuen. Der gebürtige Hamburger Harnik beschenkte seine Eltern, die im Stadion waren, mit dem 4:0 (90.) - und Stuttgart verließ das Spielfeld als verdienter Sieger.

Entscheidende Szene: Wenn Stuttgart in 45 Minuten zwei Tore schießen kann, dann auch der HSV. Das dachten sich wahrscheinlich die Hamburger in der Pause. Doch als noch nicht einmal 120 Sekunden in der zweiten Spielhälfte vorbei waren, folgte der nächste Schock für das Heimteam. Slobodan Rajkovic foulte Martin Harnik auf der Strafraumlinie - und Stuttgart erhöhte auf 3:0, das Spiel war entschieden. Alle, die bis zu diesem Zeitpunkt noch an eine Wende geglaubt hatten, verstummten wohl spätestens jetzt.

Kommentar: Es ging gut los für den VfB. Erst musste der Hamburger Trainer Thorsten Fink kurz vor dem Spielbeginn seine Mannschaftsaufstellung ändern, weil Dennis Aogo verletzt ausfiel. Dann schenkte die Heimmannschaft den Gästen zwei Tore.

Zuerst ließ sich Hamburgs Slobodan Rajkovic zu einfach von Vedad Ibisevic ausspielen, dann sprang der Innenverteidiger unnötig den Stuttgarter Shinji Okazaki im Strafraum um. Zwei Fehler, zwei Gegentore. Die Stuttgarter waren effektiv und führten zur Pause verdient - auch wenn sie selbst fußballerisch nicht gerade glänzten.

Ein weiteres Geschenk des unglücklich agierenden Rajkovic direkt nach der Pause entschied die Partie dann vorzeitig. Kuzmanovic traf erneut vom Elfmeterpunkt und bestrafte die Heimmannschaft abermals.

Martin Harnik erhöhte noch auf 4:0, und Stuttgart gewann letztlich verdient - ohne dafür eine richtig gute Leistung abgerufen haben zu müssen. Labbadias Mannschaft spielte schlicht cleverer als der HSV und war im Torabschluss sehr effektiv. Die Hamburger hingegen agierten unkonzentriert und brachten in der Offensive kaum Zählbares zustande, obwohl sie auch nach 90 Minuten noch 61 Prozent der Zweikämpfe für sich entschieden hatten.

Hamburger SV: Drobny - Diekmeier, Westermann, Rajkovic, Jansen - Rincon (41. Arslan), Jarolim - Sala (46. Son), Ilicevic - Guerrero, Petric.

VfB Stuttgart: Ulreich - Boulahrouz, Tasci, Niedermeier, Sakai - Kvist, Kuzmanovic (63. Gentner) - Harnik, Hajnal (76. Cacau), Okazaki (71. Schieber) - Ibisevic.

Schiedsrichter: Sippel (München).

Zuschauer: 54.500.

Tore: 0:1 Ibisevic (23.), 0:2 Kuzmanovic (31./Foulelfmeter), 0:3 Kuzmanovic (47./Foulelfmeter), 0:4 Harnik (90.).

Rote Karte: Guerrero (54./grobes Foulspiel).