Santiago Ascacibar fehlt im kommenden Spiel des VfB Stuttgart wegen einer Gelb-Sperre, weitere Spieler sind vorbelastet. Hat das Auswirkungen auf die Herangehensweise im Bundesliga-Endspurt?

Sport: Dirk Preiß (dip)

Stuttgart - Man kann nicht gerade behaupten, die Fans des VfB Stuttgart hätten lange rätseln müssen, um eine der Kernkompetenzen von Santiago Ascacibar zu erkennen – die gepflegte Aggressivität. Acht Spiele hatte der Argentinier nach seinem Wechsel nach Stuttgart im Sommer 2017 gerade bestritten, da war er schon gesperrt – wegen fünf Gelber Karten. „Dieser Schuss Aggressivität“, sagte er danach, steckt einfach in mir.“ Und: Er müsse hier und da zwar cleverer werden, aber „mein Spiel werde ich nicht umstellen“. Heute muss man festhalten: Santiago Ascacibar hat Wort gehalten.

 

Insgesamt zehn Gelbe und eine Gelb-Rote Karte hat er im Laufe der vergangenen Saison eingesammelt. In dieser Spielzeit sind es bislang ebenfalls zehn Gelbe Karten (bei lediglich 21 Fouls), die Zweijahreswertung der Bundesliga bei den Verwarnungen führt Ascacibar damit an. Und dem VfB Stuttgart fehlt der 22-Jährige für das kommende Auswärtsspiel am 31. März bei Eintracht Frankfurt gesperrt – zum zweiten Mal in dieser Saison sitzt er eine Strafe ab. Was gerade jetzt besonders schmerzt.

Ascacibar ist wichtiger Bestandteil der Mannschaft

Beim VfB hat sich nach schier endloser Suche ein funktionierendes Team gefunden – Ascacibar ist „ein wichtiger Baustein“ davon, wie Thomas Hitzlsperger betont. Der Sportvorstand will allerdings nicht zu viel jammern, sondern gibt den potenziellen Vertretern Ascacibars einen dezenten Hinweis, was zu tun ist, sollten sie auserwählt werden, in die Startelf zu rücken: einfach mal schauen, mit was die Mannschaft zuletzt gepunktet hat. Das Thema Aggressivität war dabei ein zentrales. Aber auch eines, das Risiken birgt. Zum Beispiel die gelbe Gefahr.

Für die Partie bei der Eintracht muss das Team aufgrund einer Gelbsperre erstmals in der jüngeren Vergangenheit umgebaut werden. Weitere Umstellungen könnten notwendig werden – denn drei weiteren Spielern im VfB-Kader droht eine Sperre. Zum Beispiel Steven Zuber.

Auch Zuber und Kabak sind gefährdet

Ein Ausfall des Schweizers wäre derzeit besonders bitter, leistete Zuber zuletzt doch einen gehörigen Anteil am Stuttgarter Aufwärtstrend. Fünf Tore erzielte die Leihgabe der TSG Hoffenheim in den vergangenen fünf Spielen, eine seiner vier Gelben Karten sah er übrigens noch in der Vorrunde, als er noch für seinen Stammverein aktiv war. Womöglich ein klein wenig leichter zu verschmerzen wäre eine Sperre von Ozan Kabak.

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Der junge Türke bildet mit Benjamin Pavard und Marc Oliver Kempf zwar ein stabiles Abwehrtrio und überzeugte als Torschütze, im wiedergenesenen Timo Baumgartl stünde aber ein Vertreter parat. Bei seinen vier Gelben Karten hat Kabak übrigens ein ähnliches Tempo wie Ascacibar hingelegt: acht Spiele nur benötigte er dafür. Ebenfalls unmittelbar bedroht von einer Sperre ist zudem Offensivmann Anastasios Donis. Dreimal Gelb haben in dieser Saison bisher Ron-Robert Zieler, Kempf, Erik Thommy, Christian Gentner, Mario Gomez, Emiliano Insua und Nicolas Gonzalez gesehen – auch bei diesen sieben Spielern ist es alles andere als ausgeschlossen, dass sie noch eines der acht restlichen Spiele wegen einer Sperre verpassen werden. Was also tun?

Keine Zurückhaltung im Endspurt

Die schlechteste Möglichkeit wäre wohl, die Sache nun vorsichtiger anzugehen – würde der VfB dann doch eine der in den vergangenen Wochen mühsam erlangten Stärken verlieren. „Jetzt vorsichtiger in die Spiele zu gehen, ergibt keinen Sinn“, sagt auch Markus Weinzierl, der Trainer des VfB Stuttgart, der zudem erklärt: „So ist das nun mal in der Schlussphase einer Saison, da sind wir nicht die einzige Mannschaft, die von Sperren betroffen sein wird.“ Womöglich trifft es auch die direkte Konkurrenz. Und Santiago Ascacibar empfiehlt Weinzierl schon dreimal nicht eine Veränderung seines Stils.

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„Diese Aggressivität macht ihn aus, das darf man ihm auch nicht nehmen“, sagt Weinzierl, der in den kommenden Tagen der Länderspielpause viel Zeit hat zu entscheiden, wer den Argentinier ersetzen soll. Christian Gentner ist eine Variante – Dennis Aogo eine andere, wahrscheinlichere. Daniel Didavi wäre die spielstärkere, aber in Frankfurt unwahrscheinliche Alternative. Für die letzten beiden spricht die Kartenstatistik. Aogo hat erst einmal Gelb gesehen in dieser Saison, Didavi wurde gar nicht verwarnt.