Der Fan-Ausschuss des VfB Stuttgart sendet mit seiner Trachten-Warnung während des Frühlingsfestes ein falsches Signal aus, findet Lokalchef Jan Sellner.

Stadtleben/Stadtkultur: Jan Sellner (jse)

Stuttgart - Fall es jemanden interessiert: Ich steh nicht auf Tracht, höchstens auf Eintracht – und das bitte nicht als Bekenntnis zum gleichnamigen Bundesligisten verstehen. Ich bin Fan des VfB Stuttgart. Seit Kindertagen an. Ich fiebere mit dem VfB mit, freue mich über seine Siege und beklage seine – zum Glück selten gewordenen – Niederlagen. Der VfB gehört für mich schon immer dazu. Umso mehr schmerzt es mich, wenn der VfB – oder VfB-Fans – bestimmen wollen, wer und was dazu gehört und was nicht. Nicht dazu gehören Trachten in der Cannstatter Kurve. Das hat der Fan-Ausschuss, dem auch Vereinsvertreter angehören, vor den beiden letzten Heimspielen der Saison unmissverständlich klar gemacht. Pardon, aber so rot kann man gar nicht sein, um nicht zu bemerken, dass das eines Traditionsvereins unwürdig ist.

 

Jedenfalls zieht der Fan-Ausschuss mit seiner Aufforderung die falschen Konsequenzen aus den üblen Vorgängen des vergangenen Jahres, als junge Fans von Ultras angegangen wurden, weil sie zusätzlich zum VfB-Schal eine Lederhose trugen. Statt an die Toleranz der VfB-Anhänger in der Cannstatter Kurve zu appellieren, bekennt sich der Fan-Ausschuss schriftlich zur Engstirnigkeit. Der VfB ist aber kein Verein für Bekleidungsvorschriften, sondern ein Verein für Bewegungsspiele. Vielleicht würde es helfen, wenn der spielerische Charakter wieder stärker in den Vordergrund träte. Vieles rund um das Fußballspiel ist verbissen geworden. Das - und nicht etwa die Tracht - steht dem Fußball nicht gut.