Bereits bei den B-Junioren beginnt der Kampf um die Fußball-Talente. Das bekommt jetzt auch der VfB Stuttgart zu spüren. Der Ausnahmestürmer Dominik Martinovic wechselt zum 1. Juli zu Bayern München.

Stuttgart - Fünf Jahre ist er hier gewesen. Sein letztes Heimspiel hat er bereits absolviert. Sollte er am Samstag nicht zum Einsatz kommen, war es gleichzeitig sein letztes Spiel für den VfB. Die Rede ist von Dominik Martinovic, der am Ende der Saison von den Stuttgarter B-Junioren zu Bayern München wechselt. Vorher kann der 16-jährige Ausnahmestürmer aber am Samstag (14 Uhr) mit seinem Team noch Deutscher Meister werden. Dazu muss ein Sieg im Finale bei Hertha BSC Berlin her.

 

So halb verabschiedet hat sich der Rotschopf bereits am vergangenen Sonntag. Beim 4:0 im Halbfinal-Rückspiel gegen Werder Bremen, mit dem sich das Team des Trainers Thomas Schneider endgültig für das Finale qualifiziert hat, war er 20 Minuten vor Schluss eingewechselt worden. Ein Tor konnte er nicht mehr beisteuern, aber sein bemerkenswertes Talent ließ er vor 700 Zuschauern im Robert-Schlienz-Stadion trotzdem aufblitzen. „Ich hatte eine geile Zeit hier“, sagte er hinterher. Die können er und seine Mitspieler nun noch krönen, indem sie sich am Samstag für die 0:2-Vorjahrespleite an gleicher Stelle gegen den gleichen Gegner revanchieren - und den Pokal zum siebten Mal an den Neckar holen.

Lahm, Schweinsteiger, Müller – alle aus der eigenen Jugend

Und dann? Die Bayern! Jedenfalls für Dominik Martinovic, der vom 1. Juli an die Isar vor der Tür haben wird. „Meine Familie, mein Berater und ich haben beschlossen, dass es für meine persönliche Entwicklung das Beste ist“, sagt er – schon ganz der Medienprofi. Dabei verwundert der Wechsel auf den ersten Blick. Die U 17 des VfB, der traditionell für eine der besten Jugendabteilungen in Fußball-Deutschland bekannt ist, steht zum 14. Mal im Finale um die Deutsche Meisterschaft. Morgen reicht es für den Spieler mit kroatischen Wurzeln und seine Teamkameraden vielleicht sogar für den Pokal. Auch hat er von hier den Sprung erst in die U-15- und dann die U-16-Nationalmannschaft geschafft.

Die Bayern indes haben in diesem Jahr in der Staffel Süd/Südwest nur Rang acht belegt – weit entfernt von irgendwelchen Meisterschaftsambitionen. Aber vielleicht ist das zu kurz gedacht. Martinovic, der in dieser Spielzeit lange mit wachstumsbedingten Rückenschmerzen außer Gefecht gesetzt war, wird in München aller Voraussicht nach noch ein Jahr in der B-Jugend spielen. Trainiert wird er dort dann vom Ex-Bundesligaprofi Heiko Herrlich, der die Mannschaft in der neuen Spielzeit übernehmen wird. Er verlasse den VfB schweren Herzens, sagt Martinovic, finanzielle Gründe hätten keine Rolle gespielt. Ob nun mit oder ohne monetären Anreiz: ein Wechsel für einen talentierten deutschen Jugendkicker nach München ist auf den zweiten Blick durchaus sinnvoll. Denn hier hat er Perspektiven. Nicht nur im Hinblick auf die A-Jugend, die zumindest in diesem Jahr den Stuttgartern (Platz 2) den Rang abgelaufen hat, sondern auch beim Blick nach ganz oben. Philipp Lahm, Bastian Schweinsteiger, Thomas Müller – alles Spieler aus der eigenen Jugend, die sich seit dieser Saison Tripel-Sieger nennen dürfen.

„Wir hätten Dominik sehr gerne gehalten“

Und in Stuttgart? Außer Sven Ulreich, Serdar Tasci und Christian Gentner durfte sich in der abgelaufenen Spielzeit kaum einer aus dem eigenen Nachwuchs unter Bruno Labbadia überhaupt Stammspieler nennen. In Michael Vitzthum ist gerade erst ein junger Linksverteidiger mit Potenzial aus der zweiten Mannschaft an den Karlsruher SC ausgeliehen worden.

„Wir hätten Dominik sehr gerne gehalten“, sagt Ralf Becker. „Wir haben richtig um ihn gekämpft, aber letztendlich hat er sich gegen uns entschieden und wir akzeptieren das.“ Für den Leiter der Bereiche Jugend und Scouting bricht deshalb aber noch lange keine Welt zusammen. Auch befürchtet er keine negative Signalwirkung durch den Wechsel. „Wir wissen, dass wir hier eine gute Arbeit machen und freuen uns über jeden, der den Weg mit uns geht“, sagt er und fügt hinzu: „Dominik hat sich immer gut verhalten. Und wir wünschen ihm alles Gute in der Zukunft.“

Für eben die müssen auch Ralf Becker und Thomas Schneider planen. Aber wohl erst in ein paar Tagen – und am liebsten als amtierender Deutscher Meister.