Der Westen ist der am dichtesten besiedelte Stadtbezirk. Umso mehr braucht es freie Flächen und Grün, sagt Bezirks-vorsteher Reinhard Möhrle im Interview.

Psychologie/Partnerschaft: Nina Ayerle (nay)

S-West - Der Stuttgarter Westen ist quasi der beliebteste Stadtbezirk in Stuttgart. Die Konsequenz daraus? Jedes Fleckchen wurde in den letzten Jahrzehnten zugebaut. Das drängendste Problem des Bezirks ist deshalb den Spagat zwischen der hohen Nachfrage nach Wohnungen zu schaffen und gleichzeitig noch gesund leben zu können. Ein Gespräch mit dem Bezirksvorsteher Reinhard Möhrle über die Zukunft des Stadtbezirks.

 
Herr Möhrle, was möchten Sie in diesem Jahr im Westen unbedingt angehen?
Auf den Fußgängerwegen im Stadtbezirk, vor allem den gekennzeichneten Flanierrouten, soll sich sichtbar etwas verbessern. Aber im Prinzip stehen einige Veränderungen im gesamten öffentlichen Raum an, die wir ja auch schon in den letzten Jahren vorbereitet haben.
Sind das die drängendsten Probleme im Westen?
Unser Schwerpunkt ist ja der gesamte öffentliche Raum. Unsere Grün- und Spielflächen gewinnen an Bedeutung als Orte der Begegnung, der Entspannung und der Bewegung. Leider sind diese in keinem guten Zustand. Einiges wird im Zuge des Sanierungsgebietes Stuttgart 28 gemacht. Bei der Umgestaltung der Elisabethenanlage, des Bismarckplatzes und des Diakonissenplatzes sind wir ja schon an den Planungen. Wir haben einige Beschlüsse, das Geld, schwierig ist es nur mit dem Personal. Auch der fehlende Abschnitt der Johannesstraße sowie das West- und Ostufer des Feuersees stehen an. Mit all diesen Projekten werden die Frei- und Spielflächen im Westen nach den Wünschen der Bevölkerung gestaltet. Ich kann mich nicht erinnern, dass jemals so viel Geld für die öffentlichen Wohnzimmer bereit gestellt wurden.
Dass viele Leute inzwischen gerne draußen sind, hat nicht immer nur schöne Aspekte. gerade am Feuersee haben sich viele über den vermüllten Platz beschwert.
Ich kann leider niemand versprechen, dass wir keinen Müll mehr haben werden. Aber wir haben mehr Tonnen aufgestellt und Oberbürgermeister Fritz Kuhn hat ein neues Müllprogramm auf den Weg gebracht. Das fließt viel Geld rein.
Das größte Problem im Stadtbezirk ist aber ja, günstigen Wohnraum zu finden. Gibt es überhaupt noch irgendwo Kapazitäten für neue Projekte?
Mit dem Olgäle haben wir einen ersten großen Schritt gemacht und haben mit privaten Baugemeinschaften, der SWSG, dem Siedlungswerk und Mörk Immobilien eine gute Mischung hinbekommen. Vielleicht ergeben sich durch den Wegzug von Wüstenrot & Württembergische und der Allianz neue Entwicklungsmöglichkeiten für den Westen. Das wären zumindest Chancen für neuen Wohnraum. Auch am Vogelsang entstehen ja auf dem ehemaligen SSB-Gelände neue Wohnungen. Und ja, auch der Rewe wird dort bald wirklich kommen.
Was ist Ihr persönliches Anliegen für den Westen?
Wenn der Westen weiterhin lebenswert bleiben soll, gerade im Hochsommer, sind zwei Dinge wichtig: Die Durchlüftung, vor allem mit nächtlicher Kaltluft, und mehr Grün, mehr Bäume und mehr unversiegelte Flächen. Vor allem an heißen Tagen spüren wir jeden Baum im Westen, der Schatten spendet, Sauerstoff produziert und die Temperatur reduziert. Hinterhöfe müssen begrünt werden, Straßenbäume gepflanzt. Da müssen wir weitere Schritte machen.
Sie sind seit mehr als 13 Jahren Bezirksvorsteher im Westen. Was begleitet sie schon über Ihre ganze Amtszeit hinweg?
Für mich ist schon immer der öffentliche Raum die größte Herausforderung. Wie können wir ihn gestalten, obwohl er so knapp ist? Wie können wir mehr Orte zum Spielen und Begegnen schaffen? Das beschäftigt mich seit meinem ersten Tag, das wird auch noch meine Nachfolger beschäftigen. Deshalb haben wir ja den Rahmenplan Talgrund West beschlossen – auf den wir ja nun sehr lange gewartet haben – und damit Leitlinien zur Sicherung und Verbesserung von Grünflächen und der klimatischen Bedingungen.
Stichwort: Nachfolger. Wollen Sie im nächsten Jahr nach den Kommunalwahlen als Bezirksvorsteher weitermachen?
Da kann ich noch keine definitive Aussage machen.