Beim Stadtderby haben die Stuttgarter Kickers gegen den VfB Stuttgart II mit 0:2 verloren. Trainer Massimo Morales wählt für die Niederlage deutliche Worte, VfB-Trainer Krammy zeigt sich zufrieden.
Stuttgart - Ihre Liebeserklärung, die hatten die Fußballfreunde aus Degerloch bereits vor dem Anpfiff des Stadtderbys gegen den ewigen Rivalen VfB Stuttgart abgegeben. „Ein Leben, eine Liebe“, so stand es geschrieben vor dem B-Block, dem Treffpunkt der Treuesten unter den KickersFans. Doch wenn nicht alles trügt, dann müssen sich der Traditionsclub von 1899 und sein Anhang auf eine weitere Saison im Abstiegskampf der dritten Liga einstellen.
Ihr Heimspiel gegen den VfB Stuttgart II jedenfalls haben die Stuttgarter Kickers am Sonntag vor 4470 Besuchern im Gazistadion 0:2 (0:1) verloren. Die Tore schossen Marvin Warnitzek (9.) und Alexander Riemann (87.). Mit nur zwei Punkten kleben die Kickers somit weiter auf einem der Abstiegsränge fest. Zwar sind erst fünf Spieltage absolviert – dass aber der kleine VfB unter dem Trainer Jürgen Kramny im Derby seinerseits keinen Zauberfußball zeigte, machte es für die Blauen nicht gerade besser. „Wenn sie die Klasse halten wollen, müssen die Spieler mit einer anderen Einstellung spielen“, wählte der Kickers-Trainer Massimo Morales deutliche Worte, während Kramny zufrieden war: „Nach den beiden Derbyniederlagen in der Vorsaison war das ein wichtiger Sieg.“
In die Partie schickte Massimo Morales die elf Spieler, die in der Vorwoche beim SV Elversberg einen Punkt geholt hatten. Doch es lief nicht wie gewünscht, bei leichtem Nieselregen standen die Gastgeber schnell wie begossene Pudel da: Schuld daran war ein 20-jähriger Schlaks, der einst in der Jugend der TSG Hoffenheim das Fußballspielen erlernt hat: Einen nicht sonderlich hart geschossenen Freistoß des VfB-Youngsters Marvin Wanitzek aus 25 Metern fälschte die Kickers-Mauer unglücklich ins lange Ecke ab. Der Schlussmann Markus Krauss hatte daher keine Chance – und so stand es bereits nach neun Minuten 1:0 für den VfB II.
Das kleine Derby im Schatten des großen VfB-Spiels
Für das Spiel, bei dem es auf den Rängen zwischen den Fanlagern ruhig blieb, hatte sich der Deutsche Fußball-Bund (DFB) einen besonderen Sicherheitskniff erdacht: Das kleine Stuttgarter Fußballderby fand im Schatten des Bundesligaauftritts des großen VfB beim FC Augsburg statt. Die Idee ging auf, denn anstatt auf Degerlochs Höhen aufzutauchen, widmete sich das Gros der Anhänger aus Bad Cannstatt lieber dem Erstligafußball in Bayerisch-Schwaben – im Fanblock des VfB II verloren sich so nur 150 Fans.
Die hätten in der 14. Spielminute beinahe das 2:0 bejubeln können, als Daniel Vier im Anschluss an einen Eckball am Fünfmeterraum mit dem Kopf an den Ball kam. Doch der Innenverteidiger hatte Pech, denn das Spielgerät landete am Pfosten. Für die Kickers war dies allerdings kein Weckruf, denn ihre Spielzentrale – die Mittelfeldachse Sandrino Braun, Enzo Marchese und Fabian Baumgärtel – bekam die Partie gegen die spritziger und spielfreudiger auftretenden Mannen mit dem Brustring nicht in den Griff. „Wir haben einfach keinen Zugriff gefunden“, sagte Marchese, „die konnten fast machen, was sie wollten.“ Nur eine halbe Torchance erspielten sich die Kickers vor der Pause, als ein Schuss von Baumgärtel im Strafraum des VfB II abgeblockt wurde (23.).
Nach der Pause erhöhte Morales das Risiko. Er wechselte den gelb-rot gefährdeten Rechtsverteidiger Fabian Gerster aus und brachte in dem KSC-Neuzugang Elia Soriano einen zweiten Stürmer. Während der VfB gegen die nun dominanter aufspielenden Kickers geschickt verteidigte, hatten die Gastgeber nach 78 Minuten Pech: Bei Sorianos vermeintlichem Ausgleich entschied der Schiedsrichter Knut Kircher zu Recht auf Abseits. Für die endgültige Entscheidung sorgte dann der schnelle Alexander Riemann, der einen Konter routiniert mit dem Tor zum 2:0 (87.) abschloss.
Mut machte den Kickers wenigstens ihr ehemaliger Torjäger Marco Grüttner, der für den VfB II spielt: „Man sieht, was die Jungs können. Sie brauchen jetzt mal einen dreckigen Sieg – dann geht es aufwärts.“