Die 23. Blickfang in der Liederhalle zeigt bis zum Sonntag schönes Nützliches und schönes Unnützes. Ob Spätzlebretter, die wie Malerpaletten aussehen, oder federleichte Regale – wir stellen die Arbeiten von Stuttgarter Designern vor.

Lokales: Sybille Neth (sne)

Stuttgart - Weshalb sollte eine Perlenkette immer konservativ sein oder ein Regal aus Brettern bestehen? Etliche der Stuttgarter Designer auf der Blickfang-Messe zeigen, dass die Form zwar der Funktion zu folgen hat, dass sich aber über die Form immer noch tüfteln lässt, egal ob es sich um Schmuck, Mode, Möbel oder Alltagsgegenstände handelt. Dinge für den Alltag Die Holzmanufaktur präsentiert ein Spätzlebrett aus edlen Hölzern wie Nussbaum oder Ahorn in Form einer Malerpalette. Der Daumen liegt fest in der Mulde, sodass das Teigschaben mit der anderen Hand wie von selbst geht – theoretisch wenigstens. Bei der Messe können Besucher an der Werkbank sogar selbst ein Servierbrett schreinern.

 

Die quietschbunten Collagen auf Postkarten, textilen Wandbildern und kleinen Schatzkästchen von Uta Krogmann machen gute Laune und erzeugen Fernweh nach warmen Gefilden. „Die Motive habe ich in Indien gesammelt und dort aus Schulbüchern und Katalogen ausgeschnitten“, erzählt sie. Das gilt auch für die markanten Schriften in Krogmanns „Alltagsparadies“, in dem sie alles zusammen gemixt hat, was das Attribut Edelkitsch verdient.

Möbel Natascha und Aleksandar Stojanovic haben das Prinzip vom Bücherregal komplett über den Haufen geworfen. Die Geschwister bauen modulare Leichtmöbel aus Polypropylen, dazu gehören auch stapelbare Stühle. „Etwa fünf bis sieben Prozent sind Kunststoff. Der Rest ist Luft“, erklären die Designer. Die Fünfeck-Regalmodule kann der Kunde aneinanderklammern und von der Rückseite mit LED-Leuchten anstrahlen. Je nach Laune erstrahlt das weiße Regal so blau, rot oder gelb. Selbst in Neuseeland stehen schon Movisi-Regale.

Iris Wilke und Maureen Honeyman widmen sich dem traditionellen Polsterer-Handwerk und peppen in ihrer Werkstatt Hook and Eye – Haken und Öse – Omas alten Sessel zum farbigen Hingucker auf. „Wir haben die schönsten Stoffe“, sagt Honeyman forsch – aus den Resten nähen sie Sitzkissen und Taschen.

Mode Stoffreste aus italienischen und französischen Webereien, die edlen Herrenzwirn herstellen, verwertet Kristina Feil-Kehm für ihr Damenmodelabel K. Makarova. „Ich kaufe die Reststücke von den Herrenkollektionen auf. Die werden sonst verbrannt“, sagt sie. Bei der Blickfang München am vergangenen Wochenende gewann sie mit ihrer Idee den Mini-Design-Preis. Schwarz, grau und im Höchstfall weinrot sind ihre Business-Outfits für Damen, die – obwohl zum Teil hauchdünn – ausschließlich aus Schurwolle sind. „Für die Herrenkonfektion werden die Stoffe unterfüttert. Ich verwende sie so.“ Größere Mengen der Kollektion lässt Kristina Feil-Kehm auf der Schwäbischen Alb nähen.

Die heimische Produktion in Behindertenwerkstätten in Feuerbach und Markgröningen sowie natürliche Materialien liegen auch Katharina Schmidt und Carolin Wengert am Herzen. Jedes von Schmidts grauen Shirts ihres Labels Marke K mit einem aufgedruckten Origami-Tier birgt ein Geheimnis in sich, denn in den Taschen verstecken sich Tiere und Gegenstände – gedruckt wohlverstanden. Carolin Wengert kämpft mit ihren Mobiles mit klar strukturierten „Bimbambou“-Tieren aus Filz gegen die Reizüberflutung im Kinderzimmer. Schmuck Geradezu respektlos verquickt die Kunststudentin Anna Bankuti edle Steine und Metalle mit bemaltem Kunststoff für ihr Schmucklabel Anzu – Jewelry. Sie lässt Fische und Insekten am Ohr baumeln und gießt sogar Batmans Konterfei in Gold, um den Fledermausmann zwischen brave Süßwasserperlen in eine Halskette aufzufädeln.