Inzwischen kennt man sich, und womöglich lief der zweite Deal schon reichlich routiniert ab. Nach Deniz Undav kommt der VfB Stuttgart mit dem englischen Premier-League-Club Brighton Hove and Albion erneut ins Geschäft. Am Donnerstag, dem letzten Tag des Wintertransferfensters, wurde die Leihe mit Mahmoud „Mo“ Dahoud in trockene Tücher gebracht. Der 28-Jährige unterschreibt einen Vertrag bis Saisonende mit anschließender Kaufoption in Höhe von 8,5 Millionen Euro plus möglicher Boni. Er erhält beim VfB die Nummer 5.
Das sagen Dahoud und Sportdirektor Fabian Wohlgemuth
„Ich freue mich sehr, dass der Wechsel geklappt hat. Es ist schön, wieder in der Bundesliga spielen zu dürfen“, wird der Neuzugang zitiert. Sportdirektor Fabian Wohlgemuth äußerte sich wie folgt: „Mo hat seine enorme fußballerische Qualität bereits in der Bundesliga und international nachgewiesen. Wir sind sicher, dass er sich schnell bei uns zurechtfinden wird und somit ab sofort eine wertvolle zusätzliche Option für unser Spiel darstellt.“
Bei Dahoud denken die meisten Fußballfans an Dortmund und Mönchengladbach. Für die beiden Borussias absolvierte der Mittelfeldspieler zwischen 2014 und 2023 insgesamt 163 Bundesliga-Spiele und erzielte dabei elf Tore. Im vergangenen Sommer verließ der gebürtige Syrer, der mit neun Monaten als Kind einer Flüchtlingsfamilie ins Rheinland kam, den BVB und ging in die Premier League.
Rote Karte als Knackpunkt
Im Süden Englands lief es aber nicht wie gewünscht. Nach einer vielversprechenden Anfangsphase leistete sich der Neuzugang Ende November gegen Sheffield United ein böses Foul. Die Folge: drei Spiele Sperre und ein gehöriger Bruch. Brightons Trainer Roberto de Zerbi machte hernach einen Bogen um Dahoud und gab ihm nur noch 45 Minuten Spielzeit. Im Januar urteilte de Zerbi: „Ich erwarte mehr von ihm. Mehr Qualität, mehr Persönlichkeit, mehr Energie, mehr Enthusiasmus. Natürlich ist es am Anfang schwer in einem anderen Land. Aber am Ende spielen wir auf dem höchsten Niveau Fußball. Und der Fußball gibt einem nicht immer die Zeit, die man braucht.“
Das saß. Dabei galt Dahoud nach dem Ende seines Vertrags in Dortmund als Wunschspieler de Zerbis. Der zweifache deutsche A-Nationalspieler und U-21-Europameister von 2021 schien gut in das technisch anspruchsvolle, auf viel Ballbesitz und hohes Anlaufen ausgerichtete Spiel des Italieners zu passen. Jenes viel beachteten Trainers, den ein gewisser Sebastian Hoeneß sich zum taktischen Vorbild genommen hat. Womit sich der Kreis zum VfB schließt. Dahoud wähnte sich am Ende in Brighton in einer Sackgasse – und ist heilfroh, den passenden Ausweg Richtung Stuttgart gefunden zu haben. „Ich kenne noch einige Spieler“, berichtete er bei seiner Vorstellung am Donnerstag. „Der VfB ist ein toller Verein, der einen aufregenden Fußball spielt.“ Direkt nach Vertragsunterzeichnung absolvierte der Neuzugang seine erste Trainingseinheit. Gut möglich, dass er schon am Samstag (15.30 Uhr) beim SC Freiburg erstmals im Kader steht.
Wie plant Hoeneß mit seinem Neuzugang?
In das Hoeneß-System könnte der Mittelfeldspieler gut hineinpassen. Zu Dahouds Stärken zählen seine Technik, seine Ballan- und -mitnahme sowie seine Fähigkeit für den tödlichen Pass. Ein sehr offensiv denkender Sechser (mit defensiven Schwächen), der zudem mit einer herausragenden Schusstechnik ausgestattet ist und im aktuellen VfB-Ensemble von seiner Anlage her Angelo Stiller am nächsten kommt. Es wird interessant zu sehen sein, wie und wann Hoeneß Dahoud in das eigentlich gut funktionierende Mittelfeldzentrum aus Stiller und Atakan Karazor einbinden will.
Dahouds Stärken, Dahouds Schwächen
„Er ist ein Spieler, der uns einen Engpass nimmt“, sagte Hoeneß mit Blick auf einen möglichen Ausfall im defensiven Mittelfeld. „Zugleich sind wir mit ihm variabler aufgestellt, da er auch offensiver eingesetzt werden kann.“ Dahouds Ex-Trainer Thomas Tuchel stellte einmal prägnant fest: „Er ist wahnsinnig gut.“ Beim BVB konnte er seine Fähigkeiten aber nur phasenweise unter Beweis stellen. Was viel mit den zahlreichen Trainerwechseln bei der Borussia zu tun hatte, aber auch mit einer gewissen Verletzungsanfälligkeit Dahouds.
Immer wieder wurde auch der Vorwurf des Schlendrians laut. Und zu den Schnellsten zählt Dahoud auch nicht. Was auf seiner Position im Mittelfeldzentrum aber auch nicht so entscheidend ist. Hier kommt es mehr auf den schnellen Pass an. Und den beherrscht Mo Dahoud besser als viele andere.