Ankerzentren sind vielleicht nicht der Weisheit letzter Schluss. Ihr Zweck ist gleichwohl richtig. Das Unvermögen, Einwanderer möglichst rasch wieder auf die Heimreise zu schicken, die kein Bleiberecht haben, untergräbt die Akzeptanz des Asylrechts – egal, wo die Verantwortung für diese Misere liegt, kommentiert Armin Käfer.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Armin Käfer (kä)

Stuttgart - In der Asylpolitik herrscht Gleichklang zwischen Bund und Ländern – das gilt aber nur für die jeweiligen Lippenbekenntnisse. In der Praxis sieht es anders aus. Diese Erfahrung macht gerade Bundesinnenminister Horst Seehofer. Gegen seine Absicht, Asylverfahren effizienter abzuwickeln und Personen ohne Schutzanspruch schneller abzuschieben, gibt es wenig einzuwenden. Aber die meisten Länderkollegen halten nichts davon, für diesen Zweck spezielle Lager einzurichten: so genannte Ankerzentren. Ohne geeignete Standorte für einen Probebetrieb wird aus der geplanten Beschleunigung von Abschiebungen am Ende womöglich eine Entschleunigung Seehofers.

 

Der Ankündigungsminister wäre gut beraten, rasch detaillierte Konzepte vorzulegen, wie er sich seine Ankerzentren genau vorstellt und welcher Vorkehrungen es dazu bedarf. Die Idee birgt gewiss manche Risiken, auf die auch die Polizeigewerkschaft schon aufmerksam gemacht hat. Gleichwohl stehen auch die Länder in der Pflicht. Das Unvermögen, Einwanderer möglichst rasch wieder auf die Heimreise zu schicken, die kein Bleiberecht haben, untergräbt die Akzeptanz des Asylrechts – egal, wo die Verantwortung für diese Misere liegt. Wer aus welchen Gründen auch immer Seehofers Ankerzentren für untauglich hält, sollte mit besseren Vorschlägen aufwarten.